Emotionen im Beruf: Wie Sie mit Gefühlen im Job richtig umgehen

Wut, Neid, Angst oder Traurigkeit: Im Job spielen Gefühle oft eine wichtige Rolle. Sie entscheiden, ob sich Kollegen verstehen oder Konflikte eskalieren. Emotionen im Beruf einfach zu ignorieren, bringt nichts. Denn dann suchen sie sich ihr Ventil – und das kann für alle Seiten richtig unangenehm werden.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Studierende, Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Sehnsüchtige

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Warum Gefühle im Beruf wichtig sind.
  • Wie Sie mit den eigenen Gefühlen umgehen sollten.
  • Wie Sie auf die Emotionen Anderer reagieren sollten.
  • Linkempfehlungen.
  • Literaturempfehlungen.

„Wir Menschen sind emotional … auch im Beruf. Gefühle können wir gar nicht vermeiden“, erklärt die Managementtrainerin und Buchautorin Monika Heilmann aus Leinfelden-Echterdingen. „Das ist wie mit einem Ball, den man unter Wasser drückt. Irgendwann flutscht er nach oben.“

Gefühle sind wichtig im Job

Auch wenn viele im Berufsalltag Gefühle oft als störend erleben – zum Beispiel, wenn jemand wütend wird oder in Tränen ausbricht -, sieht Heilmann sie eher positiv. „Denn fehlende Emotionen sind für uns auch ein Problem.“ Schließlich haben Menschen ohne sie keine Chance, ihr Gegenüber einzuschätzen. Das macht sie dann oft ratlos. „Emotionen können eine Stärke sein, wenn man sich ihrer bewusst wird, wie etwa das Bauchgefühl bei Entscheidungen.“

Gefühle sind also keineswegs schlecht … auch nicht die Wut. „Sie setzt Wille und Energie frei“, so Heilmann. Außerdem zeigt sie an, dass etwas nicht stimmt. Dadurch kann sie wie ein Kompass funktionieren. „Ein gewisses Maß an Wut ist okay.“ Allerdings seien Aggressionen, die sich zur Zerstörungswut steigerten, inakzeptabel.

Emotionen in den Griff bekommen

Um Emotionen in den Griff zu bekommen, empfiehlt Heilmann das Gespräch. „Berufstätige sollten über das, was sie belastet, sprechen – zum Beispiel mit ihren Partnern oder Freunden“, berichtet Heilmann. Auch der Betriebs- oder Personalrat ist ein hilfreicher Ansprechpartner. „Ich selbst habe als Personalrätin immer wieder erlebt, wie gut es Mitarbeitern tat, sich auszusprechen.“ Auch externe Hilfe wie Coachings oder Seminare zum Thema Konfliktmanagement oder Achtsamkeitsübungen können helfen, konstruktiv mit den eigenen und fremden Gefühlen umzugehen.

Wut und Angst beruhen oft darauf, dass Berufstätige ihren Chefs und Kollegen negative Emotionen unterstellen. „Manch einer meint zum Beispiel, dass sein Chef ihn nicht mag. Deshalb geht er mit Angst und Widerwillen in das Gespräch mit ihm“, berichtet die Bonnerin Dr. Sylvia Löhken, Coach und Autorin des Buchs „Begegnung im Gespräch“. Wer zum Beispiel das Gefühl hat, dass der Andere ihm etwas will, wird alle Indizien wie etwa eine gehobene Augenbraue oder ein scheinbar abschätziges Lächeln so deuten, dass sie zu seiner Hypothese passen. „Oft prägen unsere Vorannahmen, wie wir die Signale von Kollegen und Chefs interpretieren. Wer bereits schlechte Erfahrungen mit seinem Vorgesetzten machen musste, hat diese abgespeichert.“ Das Ergebnis ist nicht selten, dass jemand genau das erlebt, was er befürchtet hat.

Die Gefühle der Anderen

Viele Berufstätige vergessen allerdings, dass nicht jede Gefühlsregung des Gegenübers mit ihnen zu tun hat. „Wenn jemand kurz angebunden ist, muss das nicht an mir liegen“, betont Löhken. Es kann tausend gute Gründe für die schlechte Laune des Anderen geben. Ihr Tipp lautet deshalb, nicht alles persönlich nehmen. „Jeder sollte sich immer klar machen, dass der Andere so sein darf, wie er ist. Ich selbst darf das allerdings auch.“ Denn schließlich ist jeder mal genervt oder übellaunig. Das ist selten persönlich gemeint. Wer damit konstruktiv umgeht und seinerseits nicht sofort anfängt zu grollen, macht es richtig.

Angemessen kommunizieren

Zum konstruktiven Umgang mit den negativen Gefühlen gehört auch eine angemessene Gesprächsstrategie: „Am besten fokussiert sich der Mitarbeiter darauf, was er im Gespräch erreichen will“, erklärt Löhken. Hilfreich ist es auch, die eigenen Gefühle zu verstehen: „Wer Angst vor bestimmten Personen und Umständen hat, dem fehlt es meist an Sicherheit.“ Er fühlt sich schutzlos und ausgeliefert, auch wenn die Situation in Wirklichkeit weit weniger bedrohlich ist, als sie erscheint. „Deshalb ist es so wichtig, die eigenen Emotionen lesen zu können.“

Prof. Dr. Christopher Stoller von der Dualen Hochschulen Baden-Württemberg in Lörrach kennt als Wirtschaftsmediator die emotionale Gemengelage in Unternehmen: „Oft herrscht am Arbeitsplatz eine miese Stimmung, weil der Chef die Mitarbeiter nicht belobigt. Manchmal entsteht sie auch, weil der Geschäftsführer auf einmal einen reservierten Parkplatz bekommt und das kein Mitarbeiter nachvollziehen kann.“ Sein Tipp: Die Gründe kommunizieren wie etwa die Tatsache, dass der Chef ein orthopädisches Leiden hat und deswegen einen besonderen Parkplatz braucht.

Die Situation deeskalieren

Der Hochschullehrer weiß, wie Probleme eskalieren können: „Da geben manche Mitarbeiter Freitagabend kurz vor Dienstschluss ihrem Kollegen noch eine ‚Watsche‘ per Mail mit.“ Oft gibt es gleich am Montagmorgen darauf eine bitterböse Antwort. Deshalb ist sein Rat an alle Berufstätigen, sich gerade bei der E-Mail-Kommunikation nicht von den eigenen Emotionen dominieren lassen. „Wichtig ist, die Etikette zu bewahren und Höflichkeitsfloskeln zu verwenden. Am besten lässt der Angeschriebene einen halben Tag verstreichen, bevor er antwortet. Dann kühlen sich die Emotionen ab und die Antwort fällt gleich viel weniger scharf aus.“

Um solchen Eskalationen via Mail entgegenzuwirken, empfiehlt der Wirtschaftsmediator Unternehmen, genug Zeit für den gemeinschaftlichen und direkten Austausch einzuplanen: „Ein regelmäßiger Jour fixe ist Goldes wert. Denn so können auch jene Mitarbeiter, die hauptsächlich über Mail kommunizieren, persönliche Gespräche miteinander führen.“

Fragen an Sie:

Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:

  • Wann und warum entstehen im Job bei Ihnen Angst, Wut oder Traurigkeit?
  • Wie gehen Sie mit solchen Emotionen um?
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Meine Linkempfehlungen:

Mein Literaturtipp:

  • Sylvia Löhken, Tom Peters: Begegnung im Gespräch. Wie Sie mit Worten Beziehung gestalten (Dein Leben), Gabal, Offenbach 2019, E-Book: 19,90 Euro, gebundenes Buch: 22,90 Euro.
  • Monika Heilmann, Susanne Grawe: 30 Minuten Mediation, Gabal, Offenbach 2014, E-Book: 7,99 Euro, Taschenbuch: 9,90 Euro.

(Hauptartikel veröffentlicht in der Stuttgarter Zeitung, 2019)

(Copyright 2020 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

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