Ob Hausschuhe oder Namensbänder, Yogakissen oder Kleider im Retrodesign: Handmade ist im Trend. Manche Käufer entscheiden sich bewusst für individuelle Produkte statt für industrielle Massenware. Das bietet Do-it-yourself-Fans die Chance, mit ihren Kreationen Geld zu verdienen. Allerdings fällt der Erfolg nicht vom Himmel. So wird professionelles Marketing immer wichtiger. Dazu gehören auch Social Media-Aktivitäten und Fotokenntnisse.
Der Online-Marktplatz DaWanda schließt am 30. August 2018. Doch wie geht es nun für DIY-VerkäuferInnen weiter? Antworten gibt ein aktuelles Interview.
Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:
- Studierende, Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Sehnsüchtige
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Wie Sie mit Do-it-yourself-Produkten Geld verdienen.
- Wie Sie ein professionelles DIY-Business starten.
- Was Sie für den Erfolg brauchen.
- An was Sie bei der Gründung denken sollten.
- Linkempfehlungen.
Vom Hobby zum Do-it-yourself-Business
Bei der Kathinka Oettrich aus Berlin entstand ihr Do-it-yourself-Business aus einer Passion heraus: „Meine Freundin Eike Braunsdorf und ich haben leidenschaftlich gerne Stoffe gesammelt und Muster designt“, berichtet Oettrich. „Damals waren unsere Kinder noch klein. Ich studierte Filmwissenschaft, Eike Kunst und Fotografie.“ 2010 verkauften sie über den Online-Marktplatz DaWanda ihre erste Kleidung aus selbst entworfenen Stoffen.
Am Anfang boten die Freundinnen nur Sachen für Kinder an, doch bald merkten sie, dass ihre Kreationen auch erwachsenen Frauen zusagten. „Zuerst arbeiteten wir von zu Hause aus, dann sind wir in ein kleines Atelier umgezogen“, berichtet Oettrich. Inzwischen ist ihre Firma „Bonnie and Buttermilk“ in ein größeres Atelier umgesiedelt. Ein Ladenlokal in der Kollwitzstraße gibt es inzwischen auch. Die Mitarbeiterzahl stieg: „Wir beschäftigen eine Vollzeitkraft und zwei Aushilfen. Unsere Kleidung stellen externe Näherinnen her.“
Kreativität, Ausdauer und Leistungsbereitschaft
Doch der Erfolg ist den beiden Designerinnen nicht in den Schoß gefallen. „Wir haben einen tollen Job, doch dahinter steckt wahnsinnig viel Arbeit“, betont Oettrich. Dazu gehört das Bespielen der verschiedene Social Media-Plattformen wie Facebook und Instagram. Selbst das Modeln übernehmen die Unternehmerinnen, aber auch das Fotografieren der Produkte und den Kundenservice. Die Entscheidung, auf ihr Do-it-yourself-Business zu setzen, trafen Braunsdorf und Oettrich ganz bewusst: „Die Kindererziehung lässt sich gut in unseren Job integrieren. Aber die Selbstständigkeit birgt auch ein Risiko. So wissen wir nicht, ob eine neue Kollektion bei unseren Kundinnen gut ankommt.“
Meike Schneider aus Koblenz hat ebenfalls aus ihrem geliebten Hobby einen Beruf gemacht. Sie näht Yoga-Zubehör wie Kissen und Taschen. „Kreativ war ich schon immer gerne und das Verkaufen macht mir auch Spaß.“ Deshalb wurde sie Floristin. Doch mit Mitte 20 verhinderten Allergien, dass sie ihren Ausbildungsberuf weiter ausüben konnte. Sie ließ sich umschulen und wurde Steuerfachangestellte.
Vom Hobby über den Nebenerwerb zum Unternehmen
Als Hobby begann sie zu nähen. Weil sie auch Yoga praktizierte, kam ihr eine Idee: Sie stellte individuelle Yogakissen in verschiedenen Farben und mit unterschiedlichen Mustern her. „Zuerst nähte ich nur für Freunde und Bekannte. Dann stieg die Nachfrage.“ So wurde aus der Freizeitbeschäftigung ein Nebenerwerb. Sie verkaufte ihre Produkte über die Plattform DaWanda. 2015 machte sie sich dann hauptberuflich selbstständig. „Ich wurde im Steuerbüro immer unzufriedener.“
Anzeige in eigener Sache
Zum Amazon-Shop
Heute ist Meike Schneider glücklich: „Ich arbeite mehr als damals im Büro, aber ich genieße auch mehr Freiheiten. So bin ich schon zwei Monate mit meinem Mann auf Reisen gewesen. Beim Steuerberater musste ich mich dagegen an Fristen halten. Jetzt entscheide ich selbst.“ Sie muss sich aber auch ständig um die Vermarktung ihrer Produkte kümmern: „Um nicht nur auf DaWanda sichtbar zu sein, betreibe ich inzwischen zusätzlich meinen eigenen Onlineshop.“
Konkurrenz und Professionalisierung steigen
Claudia Helming, Gründerin und Geschäftsführerin von DaWanda, erklärt: „Mittlerweile sind auf unserer Plattform sechs Millionen Produkte zu finden. Seit der Gründung haben sich bereits 360.000 Designer und Kreative registriert, von denen viele Tausend täglich Handgemachtes anbieten”, betont Helming. Das bedeute gleichzeitig Konkurrenz für die Anbieter von Do-it-yourself-Produkten.
Aber die DaWanda-Geschäftsführerin stellt auch fest, dass sich die Anbieter von DIY-Produkten professionalisieren. „Das gilt für Fotos genauso wie für ihre Social Media-Auftritte bei Instagram oder Pinterest.“ Auch das rechtliche Wissen steige. „Das war 2006 – als wir mit unserer Plattform begonnen haben – noch völlig anders.“
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Helming allen, die mit ihrem Hobby Geld verdienen wollen, sich möglichst viel Wissen zum Beispiel im Bereich Marketing anzueignen. Wer nebenberuflich Do-it-yourself-Produkte verkauft, macht nämlich meist alles selbst … vom Marketing bis zur Buchhaltung. „Das ist natürlich ein wahnsinniger Lernprozess. Wer verkaufen will, sollte sich Zeit nehmen, um Erfahrungen zu sammeln.“
Schneller Erfolg unwahrscheinlich
Die Vorstellung, mit Selbstgestricktem und -gehäkeltem gleich eine Fangemeinde zu finden, ist eher illusorisch. Helming: „Erfolg ist auch in diesem Business mit viel Arbeit verbunden.“ Ihr Tipp für alle Anfänger: „Neuverkäufer haben es oft schwer, weil sie noch keine Bewertungen vorweisen können. Deshalb sollten sie ihr Netzwerk nutzen und Freunde und Bekannte um eine Bewertung bitten.“
Helming ist sich sicher: „Der Trend zum Selbstgemachten wird anhalten und nicht zurückgehen. Denn die Menschen legen immer mehr Wert auf individuelle und einzigartige Waren.“ Aus diesem Grund hätten auch Nischenprodukte gute Chancen.
Marktgängigkeit überprüfen
Lars Mölbitz, Berater beim Starter Center der IHK Berlin, erklärt: „Aktuell beraten wir nur noch wenige, die sich mit Do-it-yourself-Produkten selbstständig machen wollen. Vor zwei oder drei Jahren waren das mehr. Der Hype scheint vorbei zu sein.“ Ob die geringe Nachfrage nach Informationen gleichbedeutend sei mit geringem Interesse an dieser Form des Geldverdienens, ist unklar.
„Der Verkauf von Do-it-yourself-Artikeln ist eine Facette des Gesamtmarktes“, betont Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. „Bezogen auf den gesamten Handel ist dieser Bereich nicht relevant, aber er bietet dem Käufer individuelle Produkte und dem Verkäufer Anerkennung für seine Arbeit.“ Allerdings sieht Busch-Petersen hier eher Chancen für nebenberuflich Tätige. „Bevor sich jemand selbstständig macht, sollte er genau erprobt haben, wie marktgängig seine Waren sind.“
Sich über die Selbstständigkeit informieren
Busch-Petersen weiß um die vielen Fallstricke für Einsteiger: „Gerade die rechtlichen Probleme bei Eröffnung eines eigenen Online-Shops sollte niemand unterschätzen. Eine Abmahnung in diesem Bereich kann schon mal den Umsatz eines halben Jahres kosten.“
Auch wer nur nebenberuflich Selbstgemachtes verkauft, muss die verschiedenen Gesetze im Blick haben. „Viele übersehen zum Beispiel, dass sie ein Gewerbe anmelden müssen“, so Mölbitz. Das sei immer dann zwingend, wenn die Tätigkeit auf Dauer ausgeübt werden soll und eine Gewinnerzielungsabsicht vorliege, auch wenn man nur im Nebenerwerb tätig sei. „Bei jemandem der auf einer Onlineplattform vertreten ist, liegt diese in der Regel vor.“ Außerdem rät der Gründungsberater nebenberuflich Selbstständigen, ihren Arbeitgeber über die Nebentätigkeit zu informieren … genauso wie auch ihren Vermieter. „Schließlich wird die Wohnadresse zur Geschäftsadresse. Solange der Verkäufer seine Wohnung nicht zum Warenlager umfunktioniert, dürfte das aber kein Problem sein.“
Marketing für Ihre Produkte und Ihre Persönlichkeit
Wer DIY-Produkte im Internet verkaufen will, sollte nicht nur darauf warten, dass die Kunden zufällig über sein Angebot stolpern, sondern selber aktiv werden. Das Netz bietet dafür ganz verschiedene Möglichkeiten: vom eigenen Blog über den Instagram-Account bis hin zum Youtube-Kanal. Was für Sie infrage kommt, können nur Sie selbst entscheiden, denn Sie müssen sich mit diesem Kanal wohlfühlen.
Hier sind einige Social Media-Kanäle, auf denen Sie präsent sein können:
- YouTube
Überlegen Sie, auf welchem Kanal Ihre potenziellen Kundinnen und Kunden unterwegs sein könnten. Machen Sie sich auf jeden Fall eine klare Vorstellung von Ihrer Zielgruppe!
Auch die eigene Homepage und der eigene Blog bieten sich als Plattform für Ihr Marketing an.
Fragen Sie sich auch, in welcher Form Sie sich präsentieren wollen:
- Schreiben Sie gerne? Dann kommt für Sie ein eigener Blog infrage.
- Können Sie sich vorstellen, in Videos aufzutreten? Dann passt wahrscheinlich Youtube zu Ihnen.
Doch ausschließlich eigene Produktwerbung zu posten, ist nicht unbedingt zielführend. Deshalb sollten Sie sich genau überlegen, was Sie posten wollen. Vielleicht möchten Sie Ihr Wissen in Video-Tutorials oder Blogbeiträgen weitergeben?
Fragen an Sie:
Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:
- Wollen Sie mit DIY Geld verdienen?
- Wie planen Sie damit eine Selbstständigkeit?
- Haben Sie bereits ein Do-it-yourself-Business gegründet?
- Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?
- Welche Tipps würden Sie Anderen geben?
- Gefällt Ihnen der Artikel? Ist er hilfreich? Dann würde ich mich über einen Like auf meiner Facebookseite freuen!
Bitte schreiben Sie auch einen Kommentar! Vielen Dank!
Meine Linkempfehlungen:
- Existenzgründungsportal
- Herzstücke mit Om
- Bonnie & Buttermilk
- Mein Artikel: Selbstständigkeit: Wie Frauen erfolgreich gründen!
(Hauptartikel veröffentlicht in der Berliner Zeitung, Januar 2018)
(Copyright 2018 by Anja Schreiber)