Sie bekommt neue Buchideen als Erste zu Gesicht und managt den gesamten verlegerischen Prozess: Dr. Sandra Krebs. Als Programmdirektorin beim GABAL Verlag lebt sie ihre Leidenschaft und kann ihrem Hobby, dem Bücherlesen, auch beruflich nachgehen. Sie gibt Einblicke in das Verlagsgeschäft.
Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:
- Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Sehnsüchtige
In diesem Artikel erfahren Sie:
- Wie Dr. Sandra Krebs Programmdirektorin wurde.
- Was sie antreibt.
- Wie ihre Arbeit aussieht.
- Welche Tipps sie (angehenden) Autoren gibt.
- Linkempfehlungen.
Sandra Krebs: Die Leidenschaft fürs Buch
Könnten Sie sich bitte den Leserinnen und Lesern meines Blogs vorstellen?
Ich bin Programmleiterin beim GABAL Verlag. Vor meinem Einstieg in die Buchbranche habe ich in Frankfurt Germanistik und Philosophie studiert. Nach einem Zwischenstopp in Mannheim hat es mich vor rund acht Jahren wieder in den Frankfurter Raum verschlagen, meine Heimat. Ich habe zwei große Leidenschaften: Bücher und Reisen. Und ich bin ein neugieriger Mensch. Die Welt zu entdecken ist für mich ein starker Antrieb, dem ich sowohl mit einem schönen Buch, das mich in andere Welten mitnimmt, als auch mit einem gepackten Koffer in der Hand hervorragend nachgeben kann.
Als Programmdirektorin verantwortlich für das Produktmanagement
Wie sieht die Arbeit einer Programmleiterin konkret aus?
Vor allem lese ich sehr viel. Ich empfinde es als Privileg, neue Buchideen als Erste zu sehen zu bekommen. Ich schaue mir Konzepte an und recherchiere viel zu einzelnen Themen, schließe Verträge mit Autoren und Agenturen. Daneben bin ich verantwortlich für das Produktmanagement, d.h. ich koordiniere den gesamten Prozess vom Manuskript bis zum gedruckten Buch in enger Abstimmung mit den Autorinnen und Autoren sowie mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Lektorat, der Herstellung, dem Korrektorat und der Druckerei. Vor allem aber, und das macht mir am meisten Spaß, steht hinter jedem Buchkonzept der Austausch mit der Autorin oder dem Autor. Zu sehen, wie sich eine Idee vom Exposé bis zum gedruckten Buch entwickelt, und das fertige Buch am Ende in den Händen zu halten, ist auch nach unzähligen Büchern jedes Mal wieder etwas ganz Besonderes.
Die Liebe zu Büchern als roter Faden
Warum sind Sie in die Verlagsbranche gegangen? Was hat Sie dazu inspiriert?
Die Liebe zu Büchern. Ganz klar. Die zieht sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben. Bücher sind für mich auch in unserer digitalen Zeit kein Produkt wie jedes andere. Bücher öffnen unseren Blick für andere Perspektiven, erweitern unseren Wissensschatz, sie können uns in fremde Welten entführen, bereiten Freude oder schenken Trost. Jedes Buch, das wir lesen, davon bin ich überzeugt, verändert uns und bringt uns weiter. An meiner täglichen Arbeit inspiriert mich, dass unsere Leserinnen und Leser in der Regel Denkanstöße oder Handlungswerkzeuge zu einem ganz bestimmten Thema suchen, zum Beispiel besser präsentieren oder fair streiten zu lernen. Mit unseren Büchern unterstützen wir sie darin, indem wir ihnen konkrete Hilfestellungen an die Hand geben.
Meine Interview-Serie heißt „Sehnsucht Buch“. Spielt in Ihrem beruflichen Werdegang die Sehnsucht eine Rolle?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Sehnsucht ist ein großes Wort. Aber wenn ich es mir genau überlege, dann steckt in dem bereits Gesagten doch eine ganze Menge Sehnsucht drin, auch wenn einem das auf den einzelnen Lebensetappen nicht immer so klar vor Augen steht wie im Rückblick. Bücher haben mich mein Leben lang begleitet und obwohl ich den ganzen Tag sehr viel lese, entspanne ich mich nach wie vor am liebsten mit einem guten Buch.
Menschen voranbringen als Motivation fürs Bücherschreiben
Durch Ihre Arbeit, kennen Sie Autorinnen und Autoren. Nach was sehnen sich diese? Was treibt sie an?
Ich arbeite in einem Verlag, der vor allem Ratgeber rund um die Themen Business, Erfolg und Leben publiziert. Unsere Autorinnen und Autoren sind alle Trainer, Berater, Coachs oder Unternehmer, das heißt sie geben ihr eigenes Wissen aus der Praxis an ihre Leserinnen und Leser weiter, damit diese in ihrem beruflichen und persönlichen Alltag ihre Ziele besser erreichen. Menschen voranbringen – ich denke, das ist der große Motivator unserer Autorinnen und Autoren.
Expertise, Schreibbegabung und Durchhaltevermögen
Sehnsucht allein reicht natürlich nicht aus, um Autor zu werden. Was muss der Betreffende noch mitbringen?
Da wir keine Romane, sondern Sachbücher und Ratgeber veröffentlichen, ist das A und O natürlich das Know-how, die Expertise, die unsere Autorinnen und Autoren mitbringen. Es gibt eine schöne Redensart: Wer schreibt, der bleibt. Das heißt auch, dass man als Autorin oder Autor Verantwortung dafür trägt, was man veröffentlicht. Außerdem sollte man lebendig und flüssig schreiben können. Daneben ist noch eine ganze Reihe an Soft Skills vonnöten: Disziplin, Durchhaltevermögen, Willensstärke. Das klingt vielleicht erstmal abschreckend, aber ein Buch zu schreiben ist ein oft langwieriges Vorhaben mit vielen Höhen, aber auch Tiefen. Die „Angst“ vor dem leeren Blatt kennen wahrscheinlich die meisten, die schon einmal einen längeren Text geschrieben haben.
Begleiten des Schreibprozesses
Was sind die größten Herausforderungen für Neu-Autoren?
Das ist sehr unterschiedlich, je nachdem wie leicht einem das Schreiben fällt, und lässt sich nicht pauschal beantworten: für die einen ist es das Einhalten eines bestimmten Textumfangs, für die anderen der festgelegte Abgabetermin. Wir als Verlag arbeiten von Beginn an eng mit unseren Autorinnen und Autoren zusammen, besprechen die Gliederung vorab, ich schaue mir einzelne Kapitel an und gebe Feedback noch während des Schreibprozesses. Das hilft den Autorinnen und Autoren beim Schreiben, es hilft aber auch uns bei der weiteren Bearbeitung der Texte. Wir stellen so sicher, dass sich alle Seiten ein gutes Bild von dem geplanten Produkt machen können.
Die Leser im Blick
In meinem Ratgeber „Die Sehnsuchtsstrategie“ vertrete ich die These: Um unsere Sehnsucht erfolgreich verwirklichen zu können, hilft eine Strategie. Zu welcher Strategie raten Sie Sachbuchautoren?
Finden Sie Ihr Thema, aber haben Sie die Leserinnen und Leser im Blick! Sie schreiben nicht für sich, sondern für diejenigen, die ein Interesse, einen Bedarf, einen Engpass haben und deshalb zum Buch greifen. Versetzen Sie sich also in Ihre Leserinnen und Leser: Was erwarten diese? Welche Antworten suchen sie?
Das Exposé hilft
Was sind Ihre wichtigsten Tipps für (angehende) Autoren?
Neben dem gerade Gesagten ist es hilfreich, wenn angehende Autoren sich ein genaues Bild von der Verlagslandschaft machen: Zu welchem Verlag passt das Buch? Gibt es das Thema bereits? Wenn ja, gibt es ein Alleinstellungsmerkmal? Dieses sollte dann herausgearbeitet werden. Es lohnt sich, Zeit und Mühe in ein Exposé zu investieren. Nicht nur für uns als Verlag ist das hilfreich, weil wir uns ein besseres Bild von einem Projekt machen und letztlich besser entscheiden können, sondern auch für die Autorinnen und Autoren ist dieser Schritt überaus wichtig. Denn sie setzen sich zum ersten Mal umfassend schriftlich mit ihrer eigenen Buchidee auseinander. Das erfordert viel Nachdenken, Konzipieren, Verwerfen und Neukonzipieren, bringt aber die notwendige Klarheit und die erste grobe Struktur, die sie benötigen, um überhaupt beginnen zu können. Sie sollten das also nicht als lästige Pflicht betrachten, sondern als Chance, die eigenen Gedanken zu strukturieren und den Rahmen für das Buch abzustecken. Last but not least: Lösen Sie sich von zu hohen Ansprüchen und Perfektionismus. Sie werden immer wieder neue Ideen und Gedanken haben, neue Formulierungen finden – jedes Mal, wenn Sie das Manuskript erneut durchlesen. Setzen Sie Ihr Vorhaben zielstrebig um und sagen Sie dann mutig: Es ist gut!
Und noch eine private Frage: Was ist Ihre größte Sehnsucht?
Ein ruhiger Tag auf einer schönen Terrasse mit Blick auf das Meer und einem Stapel Bücher, die ich schon lange lesen will. Und noch einer, und noch einer… :-)
Fragen an Sie:
Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:
- Wollen Sie Autor werden?
- Was treibt Sie an und was ist Ihre Sehnsucht?
- Wenn Sie selbst schon Autor sind: Welche Tipps würden Sie Anderen geben?
- Gefällt Ihnen der Artikel? Ist er hilfreich? Dann würde ich mich über einen Like auf meiner Facebookseite freuen!
Bitte schreiben Sie auch einen Kommentar! Vielen Dank!
Meine Linkempfehlungen:
Mehr über den GABAL Verlag: www.gabal-verlag.de
Weitere Interviews der Serie und Artikel:
- „Sehnsucht Buch“: Wie Tanja Steinlechner Autoren coacht
- „Sehnsucht Buch“: Wie Tom Oberbichler als Buchmentor Autoren unterstützt
- „Sehnsucht Buch“: Sylvia Löhken über den Weg zur Sachbuchautorin
- „Sehnsucht Buch“: Susanne Kliem und ihr Weg zur Thrillerautorin
- “Sehnsucht Buch“: SchreibDilettanten vloggen für Autoren
- „Sehnsucht Buch“: Ruprecht Frieling über Erfolg in der Buchbranche
- “Buchbranche im Wandel: Neue Chancen für Einsteiger”
- “Selfpublishing: Schriftsteller und Verleger in Personalunion”
(Veröffentlicht Mai 2018)
(Copyright 2018 by Anja Schreiber)