“Sehnsucht Buch”: Sylvia Löhken über den Weg zur Sachbuchautorin

Als Coach ein Sachbuch schreiben: Das wünschen sich viele Berater und Trainer.  Die Bonnerin Dr. Sylvia Löhken, Speaker und Coach für Intro- und Extrovertierte, berichtet über die Herausforderungen und Erfolge auf ihrem Weg zur Sachbuchautorin, aber auch von ihrer persönlichen Sehnsucht.

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Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Sehnsüchtige

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie Sylvia Löhken zur Sachbuchautorin wurde.
  • Was sie antreibt.
  • Was sie erfolgreich macht.
  • Linkempfehlungen.
  • Literaturempfehlung.

Sylvia Löhken: Mit Expertenwissen über Intros und Extros zum Erfolg

Können Sie sich bitte den Lesern meines Blogs vorstellen?

Ich begleite Menschen dabei, ihren ganz eigenen Weg zu finden: ihren Kommunikationsstil, ihre Ziele, ihre Lebensaufgaben. Dabei ist mir die Persönlichkeit besonders wichtig: Bei jedem Huhn fragen wir uns ja, was artgerechte Haltung ist – und bei Menschen gibt es ständig Ziele oder Kommunikationstipps „von der Stange“. Ich frage also zuerst: Was brauchen, können und mögen Sie mit Ihrer Persönlichkeit? Und von da aus geht es weiter.

Ich bin Sprachfrau. Meine Medien sind dabei die gesprochene und auch die geschriebene Sprache: Ich arbeite gern in direktem Kontakt und schreibe außerdem Bücher. Meine Bücher über introvertiertes Leben und Kommunizieren sind inzwischen in 22 Sprachen übersetzt und haben sich weltweit über eine halbe Million Male verkauft. Wenn ich das schreibe, staune ich jedes Mal.

Mit bildungsfernem Hintergrund zur Bestsellerautorin

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang verlaufen?

In Serpentinen. Ich komme aus eine bildungsfernen Familie und habe mich mit meiner umgebungsuntypischen Neigung zu Lesen und Schreiben nach einer Umgebung gesehnt, das als Beruf zu tun – am liebsten als Professorin. Hier kommt also Ihr Thema Sehnsucht ins Spiel.

Nach dem Abitur habe ich erst einmal eine Bankausbildung gemacht, weil ich den geisteswissenschaftlichen Weg gehen wollte – damals war eine Banklehre noch eine topsichere Sache. :-) Dafür kann ich heute meine Finanzen gut selbst regeln, das war also ok. Studiert habe ich dann in Münster und Berlin. In Berlin habe ich dann an einem Forschungsinstitut in Linguistik promoviert.

Danach bin ich für drei Jahre nach Tokyo gegangen und war dort Lehrbeauftragte an einer sehr coolen Universität, der Keio Daigaku. Hauptberuflich wurde ich nach drei Monaten vor Ort stellvertretende Leiterin des DAAD-Auslandsbüros mitten in Japans Hauptstadt. Bevor ich mich für die Selbstständigkeit entschied, war ich mehrere Jahre in der Bonner DAAD-Zentrale im Management für verschiedene Bereiche zuständig, z.B. für Strategie und Programmentwicklung oder zuletzt für Interne und Externe Kommunikation. Spannend fand ich, mal wieder intro-typisch, das Redenschreiben – dafür braucht es Spaß am Lesen, Reden und Schreiben, das passte also.

Seit Anfang 2007 bin ich selbstständig als Coach, Referentin, Autorin und Rednerin. Ich habe zwei eigene Firmen: Das textATRIUM ist in der Wissenschaftskommunikation angesiedelt – da habe ich einfach viel Erfahrung und internationalen „Stallgeruch“. Und die „IntrosExtros“ erklären sich von selbst…

Introvertierten eine Stimme geben

Meine Interview-Serie heißt „Sehnsucht Buch“. Spielt bei Ihrer Arbeit als Autorin die Sehnsucht eine Rolle? Oder welche andere Motivation hat Sie veranlasst, Sachbücher zu schreiben?

Ich wollte und will den Leisen Menschen eine Stimme geben und ihre Stärken sichtbar machen. Das wusste ich aber noch nicht, als ich mich auf den Weg gemacht habe.

Ich glaube, es gibt zweierlei Sehnsucht. 1. Die eine Art Sehnsucht ist ein konkreter Wunsch. So war es seit meinen Teenagertagen mein großer Traum, einmal für eine Zeit in Japan zu leben und das Land von innen heraus zu erfahren. Als dann kurz vor Abschluss meiner Promotion das Stellenangebot für Tokyo tatsächlich kam, war es meine Sehnsucht, die mir die Kraft gab, ein Habilitationsangebot abzulehnen und mich auf den Weg zu machen. Die alte Sehnsucht nach der Professur wurde also durch eine neue, aktuelle abgelöst. Nicht einfach nur so: Ich hatte gemerkt, dass ein Lehrstuhl mich nicht glücklich machen konnte. Aber das Neue konnte ich tun, weil ich mich für die alte Sehnsucht auf den Weg gemacht hatte.

Die “große Sehnsucht” erfordert Vertrauen

2. Die zweite Art Sehnsucht ist die „große“. Das klingt ziemlich merkwürdig, und diese “Große Sehnsucht” lässt sich (furchtbar für mich :-) ) nicht so klar in Worte fassen. Aber vielleicht  kennen Sie sie auch: Es ist das unbestimmte Gefühl, dass etwas „meins“ ist. Und diese Sehnsucht zieht uns nicht nur zu etwas, sondern oft auch von Dingen weg, die „nicht meine“ sind. Ich bin weggegangen von der Aussicht auf die Professur, weggegangen von der tollen und sicheren Stelle im DAAD. Weil ich wusste: Da bin ich noch nicht richtig. Diese zweite Art Sehnsucht fordert ein Vertrauen: Wir müssen uns manchmal auf den Weg ins Ungewisse machen, ohne dass das Weggezogenwerden eine Garantie bringt, dass wir gut und heil ankommen. Und doch fühlen wir: Ich muss los, wenn ich auf meine große Sehnsucht hören will.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es lohnt sich.

Wie gelang es Ihnen, Sachbuchautorin zu werden? Welche Schritte haben Sie dafür unternommen?

Das erste Sachbuch (gerade neu aufgelegt) heißt „Kommunale Redepraxis“. Weil ich viel mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern gearbeitet habe, hat mich der Kohlhammer-Verlag gefragt, ob ich ein Buch zu allen mündlichen Redeanlässen für diese Zielgruppe schreiben würde. Das erste Projekt ist mir also in den Schoß gefallen und hat mir gezeigt: Ich kann es auch jenseits der Wissenschaft.

Ein Sammelband als Ausgangspunkt

Das Thema Introversion hat mich lange umgetrieben, weil ich selbst introvertiert bin und weil viele meiner Lieblingskunden ebenfalls leise sind. Ich hatte also schon lange gesammelt. Dann habe ich einen Beitrag zum Thema in einem Sammelband veröffentlicht, den der Gabal-Verlag publizierte, und eine der beiden Projektleiterinnen war Ute Flockenhaus, die damalige Programmleiterin des Verlages. Als ich ihr bei Erscheinen des Sammelbandes meine Idee für ein Buch mit dem Namen „Leise Menschen“ vorschlug, sah sie mich einfach freundlich an und meinte „Ich lasse den Titel schon einmal sichern.“ Das werde ich ihr nie vergessen.

Was war bisher Ihre größte Herausforderung auf dem Weg zum eigenen Buch? Und wie haben Sie diese bewältigt?

Ich schreibe gern, bin aber oft unzufrieden mit dem, was dann auf dem Papier steht. Viele Intros haben monströse innere Kritiker. Und dann ist in meinem inneren Team auch noch die Wissenschaftlerin, die gern darauf hinweist, dass vieles doch viel exakter und mit Fußnoten…

Mir hilft es enorm, wenn ich mich selbst zurücknehme und frage: Wie sehen der Leser und die Leserin aus, die dieses Buch einmal lesen werden? Was würde ihnen helfen? Dann geht es meistens gut weiter. Durch die Publikationen, die es schon geben durfte, sind viele direkte Kontakte zu Lesenden entstanden, auf Buchmessen und in Vorträgen, in Emails, die jede Woche hereinkommen, und auch über Coachinganfragen. Ich weiß also viel besser als früher, was die Person schätzt, die mein Buch in den Händen oder auf den Ohren hat. Und so kann ich von mir selbst abrücken und habe gute Gründe dafür.

Zugang zur eigenen Sehnsucht

In meinem Ratgeber „Die Sehnsuchtsstrategie“ vertrete ich die These: Um unsere Sehnsucht erfolgreich zu verwirklichen, hilft uns eine Strategie. Bedienen Sie sich einer Strategie? Wenn das der Fall sein sollte, können Sie diese Strategie beschreiben?

Für beide Kategorien Sehnsucht (siehe oben) lautet meine Strategie: Sorge dafür, dass Du zu Deiner Sehnsucht Zugang hast, dass Du sie hören kannst. Für mich persönlich bedeutet das: Morning Pages oder Morgenseiten. Entwickelt von Julia Cameron („The Artist’s Way”). Das heißt: Jeden Morgen nach dem Aufstehen drei Seiten Din A 4 frei assoziierend schreiben. Diese Praxis stellt diesen Zugang zur Sehnsucht sicher – und setzt Unmengen an Kreativität frei. Morning Pages schreiben übrigens viele sehr erfolgreiche Menschen, Joanne Rowling ebenso wie Tim Ferriss.

Tipp an Autoren: Das eigene Thema finden

Was sind Ihre wichtigsten Tipps für angehende Sachbuchautoren?

Lesen. Das eigene Thema finden. (Sehnsucht ist ein guter Wegweiser.)
Recherchieren. Die Unterschiede zum Bisherigen herausarbeiten. Es gibt so viele Bücher, die einfach nur Bekanntes wiederkäuen – das finde ich schade.
Mehr lesen – von Meisterinnen und Meistern ihres Fachs. Das färbt ab.

Das Büchlein von Petra Begemann besorgen: „Das eigene Sachbuch“, bei Gabal erschienen. Das spart enorm Zeit und Aufwand auf dem Weg zu einem ordentlichen Exposé und gibt auch sonst viele nützliche Hinweise.

Gutes, wirkungsvolles Schreiben für andere ist, das werden Sie als Journalistin unterschreiben, in erster Linie Handwerk. Das bedeutet: Ich gehöre als Schreibende in meine Werkstatt, mit vielen Werkzeugen und möglichst täglicher Praxis. Mein Mann ist Musiker, und mit der Musik ist es genauso: tägliche Werkstatt, tägliches Tun – und dann gelingt im Konzert scheinbar mühelos die Improvisation oder ein Stück auf höchstem Niveau.

Resonanz als Ziel

Was ist Ihr größtes Ziel als Autorin?

Resonanz! Wenn Menschen mich finden, um mit mir zu arbeiten. Wenn sie mir sagen, dass sich etwas in ihrem Leben verändert hat, seitdem sie ein Buch von mir gelesen haben. Wenn sie selbst etwas darüber schreiben wollen – so haben wir uns ja auch kennengelernt. Deshalb schreibe ich gerade diese Worte für Ihren Blog und kenne Ihr eigenes tolles Buch.  Danke dafür! Also: Resonanz. :-)

Fragen an Sie:

Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:

  • Wollen Sie Sachbuchautor werden?
  • Was treibt Sie an und was ist Ihre Sehnsucht?
  • Wenn Sie selbst schon Autor sind: Welche Tipps würden Sie Anderen geben?
  • Gefällt Ihnen der Artikel? Ist er hilfreich? Dann würde ich mich über einen Like auf meiner Facebookseite freuen!

Bitte schreiben Sie auch einen Kommentar! Vielen Dank!

Meine Linkempfehlungen:

Weitere Interviews der Serie und Artikel:

Meine Literaturempfehlungen:

  •  Sylvia Löhken: Leise Menschen – gutes Leben: Das Entwicklungsbuch für introvertierte Persönlichkeiten, Gabal, Offenbach 2017,  E-Book: 20,99 Euro, gebundene Ausgabe: 24,90 Euro.


(Veröffentlicht Januar 2018)

(Copyright 2018 by Anja Schreiber)

 

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

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