Mittel für Zufriedenheit im Job: Respekt zahlt sich aus!

 Ob Chef oder Mitarbeiter … alle wünschen sich Respekt. Denn in einer Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung macht die Arbeit mehr Spaß. Und Unzufriedenheit mit dem Job stellt sich dann auch viel seltener ein. Trotzdem ist Respekt am Arbeitsplatz keine Selbstverständlichkeit. Wie es doch klappt, verrät Businesscoach und Managementtrainerin Andrea Lienhart aus Freiburg.

Wie wichtig Respekt im Arbeitsalltag ist.
Wie wichtig Respekt im Arbeitsalltag ist.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Auszubildende, Berufseinsteiger und Berufserfahrene.

Respekt steigert die Motivation

“Viele Studien zeigen, dass sich Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten Respekt wünschen. Der respektvolle Umgang im Beruf steigert außerdem die Motivation”, betont Lienhart. Andererseits macht ein Mangel an Respekt krank. “Verschiedene Studien stellen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Respektlosigkeit am Arbeitsplatz und körperlichem und geistigem Leistungsabfall fest.”

Wie Respekt funktioniert, weiß im Grunde jeder: Wer andere wertschätzend behandelt, wird in der Regel auch selbst respektiert. Wem so ein Verhalten nicht gelingt, hat meist auch Probleme im Umgang mit anderen Menschen. Doch Lienhart weiß, dass zu einem respektvollen Verhalten noch mehr gehört: “Wer sich selbst nicht respektiert, kann auch nicht erwarten, dass ihn sein berufliches Umfeld anerkennt.” Wenn zum Beispiel ein Arbeitnehmer seine eigene Arbeit nicht wertschätzt und lieber über seine Stärken schweigt, weil sie ihm peinlich sind, wird kaum von seinen Vorgesetzten jenes Lob bekommen, das er sich selbst nicht geben mag.

 

Der Wohlfühlfaktor

Mit ein paar Fragen können sich Mitarbeiter auf die Spur kommen, ob sie sich selbst Respekt zollen: Gehe ich mit meinen eigenen Stärken und Schwächen respektvoll um? Kann ich mich, so wie ich bin, akzeptieren? Nehme ich mir Zeit für mich selbst? Einen wichtigen Gradmesser für den Umgang mit sich selbst sieht Lienhart im Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse: “Achten Sie zum Beispiel auf Ihre Work-Life-Balance. Sorgen Sie dafür, dass Sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen.”

Wer erst einmal damit begonnen hat, sich selbst zu respektieren, dem fällt es auch viel leichter, anderen Menschen mit Respekt zu begegnen. Ein Hilfsmittel dabei ist der sogenannte Perspektivwechsel: “Versuchen Sie doch einmal, Probleme und Ereignisse aus der Sicht Ihrer Kollegen und Vorgesetzten zu sehen. Gehen Sie dabei davon aus, dass der Andere ebenso Recht haben könnte wie Sie selbst”, empfiehlt Lienhart. Wer dieses Gedankenexperiment macht, wird erkennen, dass der Andere sehr wohl Gründe für sein Verhalten hat. Und wird ihn auf diese Weise besser verstehen. “Die Fähigkeit, die Perspektive zu wechseln, ist eine Grundkompetenz für ein respektvolles Miteinander im Job.

Mitgefühl zeigen, Fehler verzeihen!

Der Spruch “Geben ist seliger denn Nehmen” trifft auch in Sachen Respekt ins Schwarze. Denn wer geachtet werden will, sollte selbst in Vorleistung gehen. Deshalb rät Lienhart Berufstätigen, ihrem beruflichen Umfeld “Geschenke” zu machen. “Ich meine keine Geschenke, die Geld kosten, sondern ich empfehle, Ihrem Gegenüber Zeit zu schenken, ihm aufmerksam zu zuhören und auch einmal ein Kompliment zu machen.” Lienhart kennt noch mehr Möglichkeiten, Andere zu beschenken, zum Beispiel indem ein Mitarbeiter seinem Kollegen sein Vertrauen schenkt, Mitgefühl zeigt oder Fehler verzeiht!

Doch selbst wer gegenüber seinen Kollegen und Chefs eine positive Grundeinstellung hat, wird immer wieder einmal Enttäuschungen und Respektlosigkeiten erleben müssen. Lienhart: “Kleinere oder größere Verletzungen im beruflichen Alltag gehören dazu. Diese Konflikte sind ganz normal und können mitunter sogar heilsam sein. Bleiben Sie also realistisch und erwarten Sie nicht zu viel!”

Literaturtipp:
Andrea Lienhart: Respekt im Job. Strategien für eine andere Unternehmenskultur, Kösel-Verlag, München 2011, 176 Seiten, 16,99 Euro.

(Veröffentlicht bei GMX, August 2012)
(Copyright 2012 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.