In der Urlaubszeit arbeiten, Chancen nutzen: Endlich Ferien!

Ferienzeit: Wenn die Anderen Urlaub machen, fällt die Arbeit oft nicht leicht. Doch der Sommer bietet auch dem arbeitenden Teil der Bevölkerung viele Chancen. Die Arbeitnehmer müssen sie nur sehen und ergreifen.

Wie man die Urlaubszeit sinnvoll nutzen kann.
Wie man die Urlaubszeit sinnvoll nutzen kann.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Berufseinsteiger und Berufserfahrene.

“Wer in den Sommerferien arbeitet, hat oft einen großen Vorteil: Nicht nur die Kollegen sind im Urlaub, sondern auch viele Geschäftspartner und Kunden. Das bedeutet weniger Arbeit”, betont Hannelore Fritz, Coach für Work-Life-Balance aus Berlin. Das Telefon klingelt seltener, Emails und Termine werden weniger. Und genau diese Chance sollten Arbeitnehmer nutzen, denn hektische Zeiten stehen später im Jahr sowieso wieder an.

Ziele definieren

“Die Sommerzeit ist ein guter Moment, um innerlich aufzuräumen, um Prozesse zu optimieren oder strategisch zu arbeiten”, erklärt der Berliner Business-Coach Karsten Noack. Doch um wirklich Veränderungen anstoßen zu können, müssen Berufstätige klare Ziele definieren. Noack empfiehlt dafür einen schriftlichen Projektplan mit ganz konkreten Arbeitsschritten. “Denn ohne genaue Planung stolpert ein Mitarbeiter einfach in das Sommerloch hinein und ehe er sich versieht, ist die Zeit schon wieder vorbei.”

Dabei können die Ziele ganz unterschiedlicher Natur sein: Der eine Beschäftigte hat sich vorgenommen, sein Zeitmanagement zu optimieren, ein anderer will endlich einmal ein Projekt beenden, für das er sonst keine Zeit hat und der dritte beabsichtigt, sein Business-Englisch zu verbessern. Doch egal, was auch auf der To-Do-Liste steht: Wichtig ist, konsequent an der Umsetzung zu arbeiten. “Ausreden zählen nicht”, so Noack.

Aufräumen, ausmisten, Überblick verschaffen

Eine Aufräum-Aktion kann der erste Schritt zu neuen Zielen sein: “Wer seinen Arbeitsplatz aufräumt und zum Beispiel Schubladen ausmistet, verschafft sich einen Überblick und ordnet seine Dinge neu”, berichtet Fritz. Das setzt Energien und Erkenntnisse frei. So kann der Wunsch nach Veränderung entstehen. Vielleicht wird sogar ein konkretes Ziel sichtbar. Auch wer einen Kollegen vertritt, kann das erleben: “Eine Vertretung verändert die eigenen Arbeitsroutinen. Das kann Kreativität freisetzen … zum Beispiel das Bedürfnis, die eigenen Arbeitsweisen zu verändern.”

In jeden Fall empfiehlt Fritz, sich auf die Chancen des sommerlichen Arbeitens zu konzentrieren und sich nicht über die Tatsache zu ärgern, dass die Kollegen derweil am Strand liegen. “Arbeiten Sie an Ihrer inneren Einstellung”, rät sie. Schließlich haben die Daheimgebliebenen den Urlaub vor oder bereits hinter sich und sind damit eigentlich nicht schlechter gestellt als die Urlauber.

Belohnen nicht vergessen

Damit das Arbeiten leichter fällt, empfiehlt Fritz, sich zu belohnen. Schließlich lädt gerade der Sommer dazu ein. Auch wer nicht Ferien macht, kann sich am Feierabend über lauschige Sommernächte im Biergarten freuen und für das Wochenende kleine Kurztripps in die Umgebung planen. “Jetzt in den Sommermonaten lässt sich Berlin ganz besonders genießen. Die Stadt ist weniger voll und das Tempo ist langsamer als sonst.” Vielleicht braucht manch ein Arbeitnehmer zehn Minuten weniger Fahrtzeit, weil er nicht im Stau stehen muss. Außerdem kann er möglicherweise pünktlich Feierabend machen.

Wenn sich das Tempo in den Betrieben verlangsamt ist das auch ein guter Zeitpunkt, um seine betrieblichen Netzwerke zu pflegen. Vielleicht hat ein Mitarbeiter jetzt für ein Gespräch mit einem Kollegen Zeit und Muße, mit dem er sonst kaum ein Wort wechselt. Schließlich entsteht in einem durch Urlaub dezimierten Betrieb ein ganz anderes Zusammengehörigkeitsgefühl. Außerdem ist geteiltes Leid halbes Leid. Noack: “Wie wäre es, wenn Sie ins Betriebsklima investieren und zum Beispiel ein Eis mitbringen oder die Kollegen mit einem selbstgemachten Eiskaffee überraschen? So machen Sie Anderen mit einfachen Mitteln eine Freude!” Gute Laune und eine entspannte Stimmung ist dann meist garantiert!

Die dezimierte Mitarbeiterzahl bietet zudem für das Selbstmarketing des Arbeitnehmers gute Chancen. “In einem kleineren Team fallen Ihre guten Leistungen besonders auf. Auch durch Ihre gute Arbeit als Stellvertreter können Sie sich profilieren”, betont Noack. Wer sichtbar werden will, sollte aber Vorsicht walten lassen: So kommt es zum Beispiel nicht gut an, wenn sich der Stellvertreter über die Arbeit seines abwesenden Kollegen beschwert. Deshalb sollte der Mitarbeiter die Arbeit Anderer nicht kritisieren, wenn er mit seinem Chef über seine eigenen Erfolge spricht. Hat er während der Zeit der Stellvertretung noch mehr Kompetenzen unter Beweis gestellt als im normalen Berufsalltag, sollte er das seinem Chef auch mitteilen. Noack: “Am besten ist es, wenn Sie sowohl Ihren Kollegen als auch sich selbst positiv darstellen und so eine Win-Win-Situation schaffen!”

Literatur:
Lothar J. Seiwert: 30 Minuten Work-Life-Balance, 15., überarbeitete Neuauflage, Gabal, Offenbach (2011), 95 Seiten, 8,90 Euro

(Veröffentlicht bei der Berliner Zeitung, Juli 2012)
(Copyright 2012 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.