Journaling: Wie Sie mit einem Journal Ihre beruflichen Ziele erreichen

Oft bleiben im Alltag berufliche Vorhaben auf der Strecke … egal, ob es sich dabei um eine Weiterbildung oder um einen längst fälligen Jobwechsel handelt. Eine Methode, seine eigenen Wünsche und Ziele, aber auch seine Bedürfnisse im Blick zu behalten, ist das „Journaling“. Diese moderne Art des Tagebuchführens ist ein hilfreiches Selbstmanagementinstrument.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Studierende, Berufseinsteiger, Berufserfahrene und Sehnsüchtige

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie das Journaling Sie Ihren (beruflichen) Zielen näher bringt.
  • Wie das Journaling ein Berufsleben verändern kann.
  • Wie Sie beim Journaling praktisch vorgehen sollten.
  • Linkempfehlungen.
  • Literaturempfehlungen.

Journal schreiben: Wie Sie produktiver und zufriedener werden

Dem 30-jährigen Dominik Spenst half das Journaling, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen: „Vor zweieinhalb Jahren hatte ich in Kambodscha einen schweren Motorradunfall. Danach lag ich 16 Wochen im Krankenhaus“, so Spenst. Dieser Unfall rüttelte seine bisherigen beruflichen Prioritäten durcheinander.

Spenst wollte eigentlich nach seinem BWL-Studium in ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen einsteigen, schnell Geld verdienen und Karriere machen. Doch im Krankenhaus kam er mithilfe des Journalschreibens zu ganz anderen Denkergebnissen: „Ich las in dieser Zeit viel über positive Psychologie. Früher konnte ich zum Beispiel mit dem Wort Dankbarkeit nicht viel anfangen. Mir als BWLer war das ein zu spiritueller Begriff.“ Doch er erlebte, wie hilfreich es während des Klinikaufenthalts für ihn war, täglich die kleinen Erlebnisse aufzuschreiben, für die er dankbar war.

Wie das Journaling das Berufsleben verändern kann

So entstand im Krankenbett auch Spensts Wunsch, ein Buch zu seiner Journaling-Methode herauszubringen. Er entwickelte das „6-Minuten-Tagebuch“, das er zuerst im Selbstverlag herausbrachte. Dann kam der Rowohlt Verlag auf ihn zukam. Heute baut er in Berlin mit einem Team die Marke „UrBestSelf“ auf, die psychologische Erkenntnisse in den Alltag ihrer Nutzer integrieren will.

„Wichtig beim Journalschreiben ist die Regelmäßigkeit“, so Spenst. Er schlägt jeweils drei Minuten am Morgen und am Abend vor. Dabei beantwortet der Schreibende ein paar Fragen wie zum Beispiel: „Welche Ziele hast Du?“ „Welche Möglichkeiten zur Veränderung siehst Du?“ Es geht aber auch darum, die kleinen Glücks- und Erfolgsmomente im Alltag zu notieren. „So kann man sich selbst kennenlernen, sein Leben proaktiver gestalten und so leichter vom Passagier zum Pilot des eigenen Lebens werden.“

Bullet Journal, Dankbarkeitstagebuch, Erfolgsjournal

Es gibt verschiedene Formen des Journalings. Manche führen täglich zum Beispiel ein Erfolgsjournal oder ein Dankbarkeitstagebuch. Das Schreiben hilft, die Vergangenheit zu reflektieren, die Gegenwart zu organisieren und die Zukunft zu planen.

Auch der 38-jährige Berliner Jan Lenarz ist bekennender Journalschreiber. Der Grafikdesigner ist Autor des Buches „Ein guter Plan“. „Gerade für das Thema Beruf bietet sich das Journaling an. Denn die Arbeit beansprucht die Hälfte unserer wachen Zeit.“

Durchs Journaling sich selbst verstehen

Lenarz sieht viele Vorteile darin, ein Journal zu führen: „So lassen sich Muster erkennen. Das wiederum macht es möglich, achtsam mit sich selbst umzugehen.“ Der Gradfikdesigner weiß, wovon er spricht: Vor drei Jahre erkrankte er am Burn-out-Syndrom. Das Journaling half ihm bei der Bestandsaufnahme. Es zeigte ihm, wie sehr er in seinem bisherigen Job unter ständigem Leistungsdruck stand. Er verdiente zwar in der Startup-Szene gut, empfand aber seine Arbeit als wenig sinnvoll. Heute ist Lenarz Autor und Verleger und viel zufriedener mit seinem Beruf.

Den Wunsch nach Veränderung und mehr Sinn im Beruf kennt Lenarz auch von vielen anderen: „Zu den Klassikern gehört in Berlin zum Beispiel die romantische Vorstellung, ein Café zu eröffnen.“ Ob ein Café aber wirklich der richtige Weg ist, lässt sich durchs Journaling herausfinden: „Es kitzelt Werte und Prioritäten heraus und zeigt, was den Schreiber glücklich macht und was nicht.“ All das bietet eine stabile Grundlage für berufliche Veränderungen.

Wer ein Journal schreibt, braucht kein vorgefertigtes Buch mit allerlei Impulsfragen. Ein ganz normales Notizbuch oder eine Notiz-App reichen aus, um Ideen festzuhalten, Ziele zu formulieren, die Schritte dorthin zu planen und ihre Umsetzung zu begleiten. Wichtig ist, das Journal in regelmäßigen Abständen – zum Beispiel einmal Monat – durchzulesen. So erkennt der Schreiber, wie es um das Erreichen seines Ziels steht. Daraus kann er dann die passenden Konsequenzen ziehen!

Das Journaling bringt Ihnen diese Vorteile:

  • Sie können Klarheit und Struktur schaffen.
  • Sie können Ihre Produktivität erhöhen.
  • Sie können Journaleinträge mehrmals lesen und das Geschriebene als
  • Materialsammlung benutzen.
  • Sie können mit diesem Instrument Projekte planen und umsetzen.
  • Sie können Ihre Erfolge und die positiven Seiten Ihres Lebens notieren
    … das ist gut für Ihr Selbstvertrauen.
  • Sie können Probleme frühzeitig erkennen und an Lösungen arbeiten.

Deshalb ist Journaling ein hilfreiches Selbstmanagement- und
Selbstcoachinginstrument.

Und so funktioniert Journaling:

Status quo beschreiben

Grundsätzlich berichten Journaleinträge über den jeweiligen Status quo.
Dazu können folgende Inhalte gehören:

  • Erlebnisse
  • Gefühle & Gedanken
  • Kompetenzen
  • Erfolg & Dankbarkeit
  • Herausforderungen & Probleme
  • Ideen & Zitate

Vision klären

Das Journal bietet Ihnen zudem die Möglichkeit, über Ihre Wünsche,
Sehnsüchte und Ziele zu schreiben. Sie können also eine Vision Ihres
ersehnten Lebens entwerfen. (Dies ist gerade am Beginn des Journaling
sinnvoll.)

Folgende Aspekte können dabei eine Rolle spielen:

  • Beziehungen
  • Gesundheit
  • Beruf
  • Freizeit
  • Erfolg & Geld
  • Sinn, Werte & Spiritualität

Mit einem Journal lassen sich aufgrund der notierten eigenen Vision
Berufs- und Lebensziele planen.

Wie häufig?

Wie häufig Sie in Ihr Journal schreiben, ist natürlich Ihre freie
Entscheidung. Sie müssen das nicht täglich tun. Auch eine wöchentliche
Schreibroutine ist sinnvoll. In größeren Abständen sollten Sie Ihr
Journal durchlesen und über das Gelesene schriftlich reflektieren. Dafür
bietet sich zum Beispiel das Monats- und Quartalsende, aber auch das
Halbjahres- oder Jahresende an.

Digital oder Papier

Wer ein Journal schreiben will, dem stehen verschiedene
„Schreibmaterialien“ zur Verfügung. Er kann zum Beispiel auf Papier
schreiben und dazu Notizbücher verwenden. Die gibt es in jeder
Ausführung von schlicht und einfach bis hochwertig. Auf dem Markt ist
für jeden Geschmack etwas dabei.

Eine Alternative zum leeren Notizbuch bieten spezielle Eintragebücher
wie das „6-Minuten-Tagebuch“ oder „Der gute Plan“. Ein Bullet Journal
ist ebenfalls eine Variante des Journals. Es umfasst To-Do-Listen,
Termine und Notizen.

Weitere Journalvariationen sind Dankbarkeitstagebücher und
Erfolgsjournale. Journalschreiber können aber auch ihr Handy, Tablet
oder Laptop als Medium nutzen. Neben einem klassischen
Textverarbeitungsprogramm bieten sich auch Apps wie zum Beispiel
Evernote oder Onenote an.

Jede dieser Alternativen hat ihre Vor- und Nachteile. So sind die
Impulsfragen in Eintragebüchern inspirierend. Vielen fällt damit das
Schreiben leichter.

Wer in ein Papier-Journal schreibt, ist unabhängig vom Strom. Er nimmt
sich außerdem eine Auszeit vom digitalen Alltag.

In Apps wie Evernote oder Onenote lassen sich dafür zum Beispiel Fotos
einbinden. Ein digitales Tagebuch ist außerdem gut durchsuchbar. So
können Sie die Inhalte bequem weiterverarbeiten.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Spaß beim Journaling!

Anja Schreiber

PS: Ich schreibe übrigens gerade einen Ratgeber übers Journaling, der im
Herbst erscheinen wird.

Fragen an Sie:

Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:

  • Schreiben Sie schon ein Journal?
  • Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
  • Welche Tipps würden Sie Anderen geben?
  • Gefällt Ihnen der Artikel? Ist er hilfreich? Dann würde ich mich über einen Like auf meiner Facebookseite freuen!

Bitte schreiben Sie auch einen Kommentar! Vielen Dank!

Meine Linkempfehlungen:

Meine Literaturempfehlungen:

    • Dominik Spenst: Das 6-Minuten-Tagebuch. Ein Buch, das dein Leben verändert, Rowohlt (Reinbek bei Hamburg) 2018, 24,90 Euro
    • Jan Lenarz, Milena Glimbovski: Ein guter Plan Zeitlos, Verlag Ein guter Plan (Berlin) 2019, 16,99 Euro.

(Hauptartikel veröffentlicht in der Berliner Zeitung, Januar 2019)

(Copyright 2019 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

Hinterlasse einen Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert