Bewerbung: Das steht in Stellenanzeigen wirklich drin

Stellenanzeigen beeindrucken: Oft scheinen nur die allerbesten Kandidaten überhaupt eine Chance zu haben. Doch Bewerbungscoach Eva Hönnecke aus Berlin weiß, dass nicht jede der genannten Anforderungen vollständig erfüllt werden muss. So haben auch qualifizierte Jobsuchende, die nicht absolut dem Ideal entsprechen, gute Aussichten!

Wie Jobsuchende Stellenanzeigen lesen sollten.
Wie Jobsuchende Stellenanzeigen lesen sollten.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Studierende.

“In allen Stellenanzeigen finden sich Muss- und Kann-Anforderungen”, berichtet Hönnecke. Während ein Bewerber die Muss-Kriterien auf jeden Fall mitbringen sollte, sind die Kann-Kriterien optional. Hinter Formulierungen wie “Wir setzen voraus”, “Sie bringen mit” oder “Wir erwarten” stehen fast ausschließlich K.O.-Kriterien. “Wenn für eine Personalabteilung zum Beispiel ausdrücklich ein Psychologe gesucht wird, macht es keinen Sinn, sich als Betriebswirtschaftler zu bewerben.” Ein Bewerber sollte also die Ausbildung mitbringen, die in der Ausschreibung verlangt wird.

In der Regel sind alle Anforderungen nach absteigender Wichtigkeit sortiert, das gilt für Muss-und Kann-Kriterien. Spezielle Softwarekenntnisse, die erst an vierter oder fünfter Stelle im Anzeigentext stehen, sind also weniger entscheidend als die zuerst genannte Berufsausbildung.

70 Prozent aller Anforderungen sollten Sie erfüllen!

“Grundsätzlich sollten Sie mindestens 70 Prozent aller Kriterien erfüllen, wenn Sie ins Vorstellungsgespräch kommen wollen. Darunter sollten natürlich die erstgenannten sein”, betont Hönnecke. Hundertprozentig muss das Profil aber nicht übereinstimmen. “Bedenken Sie, dass es manchmal den idealen Bewerber auf dem Arbeitsmarkt gar nicht gibt.”

Ein Jobsuchender hat also gute Chancen, wenn er lediglich die eine oder andere Kann-Anforderungen nicht erfüllt. Diese lassen sich in den Stellenanzeigen durch einleitende Floskeln wie etwa “Idealerweise verfügen Sie über” erkennen. Allein die Erfüllung der Kann-Anforderungen reicht übrigens nicht für eine erfolgreiche Bewerbung aus.

Lassen Sie sich nicht abschrecken!

“Fehlende oder nicht ausreichende Fremdsprachen sind oft kein K.O.-Kriterium. Denn in der Regel lassen sich solche Kenntnisse relativ schnell nachholen”, betont Hönnecke. Natürlich gibt es auch Arbeitsplätze, bei denen die Fremdsprachenkompetenz absolut notwendig ist. In diesen Fällen sind die Sprachanforderungen ein Muss-Kriterium.

Bei den Software-Kennntnissen gilt Ähnliches. “Wenn Sie ein bestimmtes Programm nicht oder weniger gut als gefordert beherrschen, sollten Sie trotzdem den Mut haben, sich zu bewerben. Denn auch so etwas lernt sich in der Regel relativ schnell.”

Spielraum gibt es auch bei Softskills wie Flexibilität, Team- und Kommunikationsfähigkeit. “Auch wenn ein Bewerber seine Sozialkompetenzen zum Beispiel durch Projekte und Engagement nachweisen sollte, sind sie nicht exakt messbar”, so Hönnecke. Trotzdem ist es wichtig, die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen. Denn wenn zum Beispiel Belastbarkeit erwartet wird, kann ein
Jobsuchender in der Tat davon ausgehen, dass die Arbeitsbelastung hoch ist.

“Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Qualifikationen ausreichen, aber großes Interesse an der ausgeschriebenen Stelle haben, sollten Sie unbedingt die Firma kontaktieren. In vielen Anzeigen finden Sie schließlich Ansprechpartner und Telefonnummern”, betont Hönnecke. So lässt sich per Telefon klären, ob eine Bewerbung Sinn macht oder nicht.

“Lassen Sie sich auch von vorgegebenen Bewerbungsfristen nicht abschrecken, sondern fragen Sie lieber nach, ob Sie Ihre Unterlagen auch noch später einreichen können.” Grundsätzlich haben Bewerber nach der Veröffentlichung einer Anzeige zwei bis drei Wochen Zeit. “Es macht aber oft auch nach vier Wochen noch Sinn, sich auf Stelle zu bewerben.”

(Veröffentlicht bei GMX.de, Juni 2013)
(Copyright 2013 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

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