Ob leckere Plätzchen, edle Pralinen oder traditionelle Christstollen … Weihnachten ohne Leckereien sind für die Allermeisten kaum vorstellbar. Wie gut, dass es Konditoren, Bäcker und Fachkräfte für Süßwarentechnik gibt, die sich dieser süßen Köstlichkeiten verschrieben haben.
Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:
- Berufseinsteiger, Schulabgänger, Auszubildende und Eltern.
Leidenschaft zählt
“Wer Bäcker oder Konditor werden will, der sollte Leidenschaft mitbringen und für seinen Beruf brennen”, betont Wolfgang Weber, Leiter der “Akademie Deutsches Bäckerhandwerk Berlin-Brandenburg”. “Junge Leute, die dagegen nur den Beruf ergreifen, weil sie keine Alternative haben, halten meist nicht durch und werden schon in der Probezeit aussortiert.” Aber für alle, die ihr Hobby zum Beruf machen wollen, bietet sich das Bäckerhandwerk an: “Bäcker haben sofort ein Erfolgserlebnis … das zeichnet diesen Beruf vor anderen Gewerken aus.” Außerdem lässt er viel Raum für Kreativität, die gerade in Familienbetrieben gefragt ist.
“Für viele Bäcker ist die Selbständigkeit ein großes Ziel. Schließlich sind 68 Prozent aller Bäckereien kleine Betriebe. Zwar sinkt insgesamt die Zahl der Betriebe, aber nicht die Zahl der Mitarbeiter. Das liegt an den Großbäckereien mit den vielen Filialen”, erklärt Weber. Deshalb sieht er für den engagierten Nachwuchs gute Chancen: “Wer die richtige Idee und eine Nische findet, kann sich erfolgreich selbständig machen. Er sollte aber seine Kunden nicht über den Preiskampf gewinnen, sondern über Qualität und indem er auf ihre Wünsche eingeht.”
Nachwuchs mit guten Perspektiven
Auch Hartmut Spaethe, Obermeister der Konditoren-Innung Berlin, sieht für den Nachwuchs beste Perspektiven: “Bei uns Konditoren gibt es eigentlich keine Arbeitslosigkeit. Auch sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig. So können Konditoren weltweit in der Gastronomie und Hotellerie arbeiten, sogar auf Kreuzfahrtschiffen.” Unter Konditoren ist die Selbständigkeit ebenfalls ein verbreitetes Berufsziel. “Nur zehn Prozent aller Konditoreien sind Filialen. Die meisten sind kleine inhabergeführte Geschäfte mit einem Café, das einen Jahresumsatz unter 550.000 Euro hat.” Der Vorteil dieser Betriebe ist es, hochqualitative Produkte ohne Zusatzstoffe herstellen zu können. “Wir verarbeiten keine Chemie und können auch auf spezielle Wünsche – etwa von Allergikern – eingehen.”
Zwar zeigt sich auch im Konditorhandwerk der langfristige Rückgang an Nachwuchs. Dennoch sieht Spaethe noch keine Mangelsituation wie in anderen Handwerksberufen: “Unser Beruf ist gerade in Mode, ihn ergreifen auch viele Abiturienten. Es gibt sogar Quereinsteiger aus akademischen Berufen.”
Mit der richtigen Motivation sieht Weber für den Bäckernachwuchs gute Aufstiegsperspektiven. Schließlich können Bäcker nach ihrer Gesellenprüfung noch ihren Meister machen. “Damit haben sie die Möglichkeit, sich selbständig zu machen oder an einer Hochschule zum Beispiel Lebensmitteltechnik zu studieren”, berichtet Weber. Zudem bietet die Handwerkskammer auch noch eine Weiterbildung zum Betriebswirt an. Das Bäckerhandwerk bildet auch Bäckereifachverkäufer aus. Diese können sich anschließend zum Verkaufsleiter weiterbilden. “Inzwischen gibt es den Trend, dass zunehmend auch junge Frauen den Bäckerberuf ergreifen, während umgekehrt Männer sich als Fachverkäufer ausbilden lassen.”
Vielfältige Aufstiegschancen
Spaethe sieht ebenfalls verschiedene berufliche Entwicklungsmöglichkeiten: “Wer seinen Konditormeister macht, kann danach als Angestellter zum Backstubenleiter aufsteigen, aber sich auch mit einer Konditorei, Eisdiele oder Schokolaterie selbständig machen. Auch in der Industrie sind Konditoren gerne gesehen.”
Die Süßwarenindustrie bildet aber auch eigene Nachwuchskräfte aus wie zum Beispiel zur “Fachkraft für Süßwarentechnik”. Diese Auszubildenden erhalten an der Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS) in Solingen praktischen und theoretischen Unterricht in Fächern wie etwa Ernährungslehre, Betriebstechnik und Technologie der Süßwarenherstellung mit Vertiefung in den Fachrichtungen Konfekt, Dauerbackwaren, Schokolade und Zuckerwaren. “Da Verbraucher den hohen Qualitätsstandart der deutschen Süßwaren weltweit schätzen und Betriebe sich zum Standort Deutschland bekennen, sind diese Arbeitsplätze sehr sicher”, betont Alfred Pflugmacher, der Schulleiter der ZDS. “In den letzten Jahren hat sich in unserer Branche sehr viel im technologischen und technischen Bereich weiterentwickelt.” Ab Sommer 2014 heißt der Ausbildungsberuf dann “Süßwarentechnologe”.
Die Aufstiegschancen sind in der gesamten Süßwaren- und Zulieferindustrie- wie im Handwerk – vielfältig. Fachkräfte können sich etwa zum “Geprüften Industriemeister Fachrichtung Süßwaren” weiterbilden. Wer noch tiefer in die Materie einsteigen will, hat auch die Möglichkeit, “Staatlich geprüfter Lebensmittel Techniker, Fachrichtung Lebensmitteltechnik” zu werden. Damit stehen diesen Fachkräften Führungspositionen wie die Abteilungs- oder Produktionsleitung offen, so Pflugmacher. Bei der Besetzung von Führungspositionen sieht er die Nachwuchskräfte mit guter Berufsausbildung und anschießender Weiterbildung gegenüber Hochschulabsolventen, die lediglich Praktikumserfahrung haben, klar im Vorteil, weil sie mehr praktische Erfahrung aus den Betrieben mitbringen. “Mit sehr guten technologischen Kenntnissen können es solche Fachkräfte bis zum Betriebsleiter bringen.”
Informationen über die Aus- und Weiterbildung im Bäckerhandwerk in Berlin und Brandenburg gibt es unter www.adb-bb.de
Informationen über die Aus- und Weiterbildung im Berliner Konditoren-Handwerk finden sich unter
www.berliner-konditoren.de/ausbildung/index.html
Die ZDS-Süßwarenakademie informiert über ihre Aus- und Weiterbildungsangebote unter www.zds-solingen.de
(Veröffentlicht in der Berliner Zeitung, Dezember 2013)
(Copyright 2014 by Anja Schreiber)