Yogalehrer werden: Ausbildung führt oft zur Selbstständigkeit

Auf der Suche nach Entspannung und Ausgleich zum hektischen Alltag … viele Menschen praktizieren heutzutage Yoga. So ist die Zahl der Studios in Großstädten hoch. Einige entschließen sich sogar, die indische Gesundheitslehre zum Beruf zu machen.

Yogalehrer werden: Ausbildung führt oft zur Selbstständigkeit

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Studierende, Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Sehnsüchtige

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Welcher Weg zum Traumberuf Yogalehrer führt.
  • Welche Anforderungen der Beruf stellt.
  • Wie es nach der Ausbildung weitergehen kann.
  • Linkempfehlungen.

Der Weg zum Traumberuf Yogalehrer

Ein Beispiel dafür ist die 39-jährige Berlinerin Kati Sprung. Für die studierte Literaturwissenschaftlerin ist Yoga eins von mehreren Standbeinen. „Das hat sich organisch entwickelt“, berichtet sie. Denn im Hauptberuf arbeitet sie als freiberufliche Texterin und Autorin. Viele Jahre lange war sie im Buchhandel und in Verlagen beschäftigt, bevor sie sich selbstständig machte. Schon nach dem Abitur begann sie, Yoga zu praktizieren. „Aber einen spirituellen Zugang bekam ich dazu erst vor zehn Jahren während meiner Zeit in New York. Ich genoss die Ruhe und innere Zentrierung, die mir diese Praxis brachte.“

Als Kati Sprungs Yogalehrerin eine Lehrausbildung anbot, nahm sie die Gelegenheit wahr. „Mich trieb Interesse an, aber nicht der Wunsch, später zu unterrichten“. Da sie aus einer Lehrerfamilie kommt, wollte sie gerade nicht diese Richtung einschlagen. „Ziel war es vielmehr, meine Praxis zu vertiefen. 90 Minuten in der Woche reichten mir einfach nicht mehr. Ich suchte nach tieferen Einsichten, nach einem Ausgleich zu meinem stressigen und vom Intellekt gesteuerten Berufsalltag.“
Dass aus dem geliebten Hobby ein berufliches Standbein wurde, entstand spontan.

Yogalehrer aus persönlichem Interesse

„Zuerst gab ich Freunden Yogaunterricht. Bei meiner Abschlussprüfung bekam ich ein Raumangebot von einer Kollegin.“ Inzwischen vertritt sie auch eine Kollegin und bietet Workshops an. „Das Schönste für mich ist, wenn sich die Teilnehmer nach der Übungsstunde ausbalancierter fühlen als vorher.“

Vollzeit will Sprung nicht lehren, dafür macht ihr der Beruf als Texterin zu viel Spaß. Sie kann sich aber vorstellen, ihre schreibende Tätigkeit und Yoga miteinander zu verbinden … zum Beispiel in Artikeln, Büchern oder einem Blog.

Auch bei dem Yogalehrer und Inhaber von “Element Yoga” (vormals YogaRaumBerlin) Alexander Kröker stand am Anfang seiner Beschäftigung mit der indische Gesundheitslehre das persönliche Interesse. Der Wunsch, einmal damit den Lebensunterhalt zu finanzieren, spielte keine Rolle. Inspiriert wurde er von einer Mitbewohnerin seiner damaligen Wohngemeinschaft. Das war der Beginn einer langen Entwicklung. Während seines Studiums der ‚Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis‘ in Hildesheim schloss er eine vierjährige Yoga-Lehrausbildung ab. Zuvor hatte er mit Gitarrenunterricht seinen Lebensunterhalt verdient, nun wurde der Yogaunterricht mehr und mehr zu seiner Einnahmequelle.

Der Wunsch nach Weiterentwicklung

„Vielen Leuten, die eine Ausbildung zum Yogalehrer starten, geht es ähnlich wie mir: Am Anfang steht der Wunsch, sich persönlich weiterzuentwickeln und tiefer einzusteigen“, so Kröker. So wollen nur etwa 50 Prozent seiner Ausbildungsteilnehmer danach als Lehrer arbeiten, davon 40 Prozent im Nebenberuf und zehn Prozent im Hauptberuf.

Friederike von Schwanenflug, Geschäftsführerin des Berufsverbandes der Yogalehrenden in Deutschland (BDY) betont ebenfalls: „Bei vielen Menschen entwickelt sich erst nach und nach der Wunsch, Yoga zu lehren.“ Nur wenige wollten von Beginn der Lehrausbildung an diese Tätigkeit zum Hauptberuf machen.

Ausbildung zum Yogalehrer: unterschiedliche Angebote existieren

„Das Berufsbild wird in der Öffentlichkeit zwar seit Jahren anerkannt, die Berufsbezeichnung ist jedoch gesetzlich nicht geschützt“, so von Schwanenflug. „So existieren auf dem Markt sehr unterschiedliche Angebote. Sie reichen von wenigen Wochen bis hin zu vier Jahren.“ Entsprechend groß sei auch die Preisspanne bei den Ausbildungsgebühren, die bei einigen Hundert Euro anfangen und bis zu vielen Tausend Euro gehen. „Wer zum Beispiel Präventionskurse halten will, die die Krankenkassen bezuschussen, muss zumindest eine zweijährige Lehrausbildung nachweisen.“ Neben einer solchen zweijährigen Ausbildung bietet der BDY sogar eine vierjährige an. Sie ist an verschiedene Voraussetzungen wie etwa ein Mindestalter von 25 Jahren und eine mindestens dreijährige Yoga-Praxis unter Anleitung geknüpft.

Zu den Lehrinhalten gehören neben der Praxis auch medizinische Grundlagen über die Atmung sowie über das Bewegungs- und Herz-Kreislaufsystem. Psychologie und Philosophie spielen genauso eine Rolle wie Didaktik und Methodik“, erklärt von Schwanenflug. Sie betont, dass für den Beruf besonders wichtig sei, die Persönlichkeit der Schüler zu respektieren und die eigene Beobachtungsfähigkeit ständig weiterzuentwickeln. „Fortbildung ist dafür zentral.“

Voraussetzung für Yogalehrer: Interesse am Menschen

Alexander Peters, Leiter des Gesundheitszentrums „Sonne und Mond“ in Berlin, beschreibt die Anforderungen so: „Wer den Beruf ausübt, hat es mit Menschen zu tun. Deshalb sind Interesse für die Schüler und die Bereitschaft, sich auf sie einzulassen, unbedingt notwendig.“ Kommunikationsfähigkeit und Geduld sind ebenfalls Voraussetzungen. „Auch wenn es sich um keine therapeutische Ausbildung handelt, sollten Yogalehrende erkennen, wann bei Teilnehmern gesundheitliche Probleme vorliegen und diese dann gegebenenfalls auf Ärzte und Therapeuten verweisen.“

Neben fachlichen Qualifikationen vermittelt die Lehrausbildung beim Gesundheitszentrum „Sonne und Mond“ auch überfachliche Fähigkeiten: „Wir bieten ein Modul zum Thema Existenzgründung an. Denn die allermeisten Yogalehrer sind selbstständig.“ Etwa 90 Prozent der Ausbildungsteilnehmer bei ihm arbeiten später professionell als Lehrende. „Der hohe Anteil liegt sicher an der von uns angebotenen Ausbildung: Sie dauert vier Jahre und kostet 10.000 Euro“, berichtet der Yogalehrer und Heilpraktiker. „Wir ermuntern unsere Schüler auch immer, zu unterrichten.“

Marketingwissen und Unternehmergeist zählen

Kröker unterstreicht die Wichtigkeit unternehmerischen Denkens: „Wer Yoga lehren will, der muss sich mit Selbstvermarktung auseinandersetzen. Er braucht zum Beispiel eine eigene Website und sollte in den sozialen Medien aktiv sein.“ Gerade Marketing- und BWL-Kenntnisse seien Voraussetzungen für den Erfolg.
„Grundsätzlich sind die Berufschancen gut“, betont von Schwanenflug. Schließlich arbeiten Yogalehrende im Schnittfeld der Zukunftsmärkte Bildung, Gesundheit und Freizeit. So nehme Yoga auch einen immer größeren Stellenwert im Bereich der betrieblichen Gesundheitsvorsorge und im gesamten Gesundheitssystem ein. „Als unser Verband vor 50 Jahren gegründet wurde, war Yoga noch als Esoterik verpönt. Doch heute weiß man die positiven gesundheitlichen Wirkungen zu schätzen.“

Yogalehrer werden in Berlin

Inzwischen gibt es viele spezialisierte Angebote zum Beispiel für Schwangere, Kinder oder Senioren. Dass der Hype nachlässt oder gar verschwindet, glaubt sie hingegen nicht: „Yoga ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“
Allerdings sieht von Schwanenflug in vielen deutschen Großstädten eine hohe Studiodichte. „Das ist besonders in Berlin der Fall, aber auch in Köln oder München. Im ländlichen Raum besteht dagegen noch Bedarf an Yogastudios.“

Für Kröker ist Berlin einer der europäischen Yoga-Hotspots. „Jetzt noch ein Studio in der Hauptstadt zu eröffnen, ist schwer.“ Denn der Markt sei gesättigt. Gute Yogalehrer würden dennoch gebraucht. Sein Tipp: Ein paar Jahre in der Stadt als Freelancer arbeiten und von der Szene profitieren, um dann auf dem Land ein Studio zu gründen. Kröker hat seine Entscheidung, sich in Berlin selbstständig zu machen, nie bereut: „Ich hätte es einfach nicht besser machen können.“

Fragen an Sie:

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Meine Linkempfehlungen:

(Hauptartikel veröffentlicht in der Berliner Zeitung, September 2017)

(Copyright 2017 by Anja Schreiber)

 

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

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