Tango, Billard & E-Sport: Das Hobby zum Beruf machen

Den Lieblingssport zum Beruf machen: Ein Traum von vielen. Die Möglichkeit dazu bietet nicht nur der Breitensport. Auch in Nischen lässt sich mit der eigenen Passion für Sport und Tanz beruflich durchstarten. Das gilt für Billard und E-Sport genauso wie für den Tango Argentino.

Tango, Billard & E-Sport: Das Hobby zum Beruf machen.
Tango, Billard & E-Sport: Das Hobby zum Beruf machen.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

Sehnsüchtige, Studierende, Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Neustarter 40plus.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie sich die eigene Passion zum Beruf machen lässt.
  • Welche Schritte dabei zum Erfolg führen.
  • Welche Herausforderungen zu meistern sind.
  • Linkempfehlungen.

Mit Sport und Tanz Geld verdienen

Der 38-jährige Berliner Patrick Baumann ist dafür ein gutes Beispiel. Er ist heute Billard-Unternehmer. Doch als er den Sport als 12-Jähriger begann, hätte er nie zu träumen gewagt, dass dieses Spiel einmal seinen Werdegang entscheidend beeinflussen würde.

Zuerst plante Baumann seine berufliche Zukunft ganz ohne die Kugeln: Er studierte Wirtschaftskommunikation an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und war dann in einer PR-Agentur tätig. „Seit 2005 bin selbstständig. In den ersten Jahren erstellte ich hauptsächlich Websites und schrieb dafür Texte.“ Seit 2012 arbeitet er mit Unterbrechung ortsunabhängig als digitaler Nomaden.

Von Beruf Billard-Unternehmer

Den Sport betrieb Baumann lange Zeit ausschließlich als Hobby, auch wenn er seit seinem 14. Lebensjahr im Verein war und regelmäßig an Turnieren teilnahm. Diese strikte Trennung zwischen Beruf und Hobby änderte sich 2007. Er gestalte damals die Website für ein Billardgeschäft.

Außerdem absolvierte Baumann eine Trainerausbildung und erstellte danach eine Website, mit der er seine Trainings bewarb. 2009 begann er dann, über das Thema Billard zu bloggen. „Mir macht es einfach Spaß, über meine Leidenschaft zu schreiben, genauso wie ich es liebe, Anderen das Billardspielen beizubringen“, berichtet er. Aber eine Strategie, langfristig das Spiel zum Beruf zu machen, stand nicht dahinter. Sein Blog brachte ihn auf Idee, sein Wissen auch in Buchform zu gießen. 2013 veröffentlichte er bei Amazon das Buch „Billard spielen – die fehlende Anleitung: 20 Dinge, die jeder Billardspieler wissen sollte“.

Vom Onlineshop zum Billardsalon

Oft ergaben sich durch Baumanns vielfältige Kontakte in der Szene Chancen, mit anderen Begeisterten Projekte zu initiieren. So verkaufte er nebenbei über seine eigene Website Billardzubehör. Dann fragten ihn Bekannte, ob er nicht in einen Billard-Onlineshop mit einsteigen wolle.

Inzwischen ist Baumann auch Mitinhaber des Billardsalons „Bata Bar & Billards“, der in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofes zu finden ist. „Ein Freund und ich haben schon früher darüber philosophiert, wie ein idealer Ort zum Billardspielen aussehen müsste. 2013 fragte dieser Freund und frühere Partner aus dem Onlineshop, ob ich mit ihm gemeinsam ein Geschäft gründe wolle.“ Eine Woche hatte der Marketingfachmann Bedenkzeit, der bis dahin fast ausschließlich im Internet sein Geld verdient hatte. Er sagte zu.

Als Unternehmer des Risikos bewusst

„Ich habe mir immer einen Billardsalon gewünscht, der ein einheitliches Design hat, einen schönen Loungebereich und erstklassiges Material. Und genau das haben wir bei uns umgesetzt“, berichtet Baumann. So steht jetzt im „Bata“ auch der „Rolls Royce“ unter den Billardtischen.

Heute sind die Gäste vom „Bata“ begeistert und vergeben fünf Sterne im Internet. Aber Baumann spürt die Verantwortung: „Als Online-Unternehmer konnte ich mit wenig Geld viel erreichen. Für unseren Billardsalon mussten wir ein großes finanzielles Risiko eingehen.“

Die Leidenschaft zum Tango zum Beruf gemacht

Auch der 41-jährige Thomas Rieser hatte ursprünglich nicht vor, seine Leidenschaft für den Tango zum Beruf zu machen. „In Kontakt mit dem argentinischen Tango kam ich bei meiner Ausbildung zum Bewegungslehrer und -therapeuten in Stuttgart.“ Aber so richtig entflammte Rieser erst für den Tanz, als er in Berlin Kunstwissenschaft, Philosophie und Linguistik studierte. „Damals tanzte ich Tango noch ganz privat.“ Doch aus seiner Begeisterung entwickelte sich schnell mehr. Freundschaften zu Tangotänzern entstanden. „2004 mietete ich gemeinsam mit einem Freund eine Schmiede in Charlottenburg. Unser Ziel war es, dort ein Kulturprogramm mit Seminaren, Ausstellungen und Tangokursen anzubieten.“

Eine Strategie oder ein Businessplan steckte nicht hinter Riesers Engagement. Das brauchte er auch noch nicht, schließlich war er noch Student. Er wollte sich einfach nur ausprobieren. Doch seine Kurse liefen so gut, dass er bald ein zweites Lehrerpaar in seine Schule „Nou Tango Berlin“ holte.

Organisieren von Tango-Events

Wer Rieser über den Tanz reden hört, der spürt seine Leidenschaft: „Beim Tango herrscht eine wunderbare kommunikative Stimmung. Das Paar redet zwar nicht miteinander, aber es findet eine echte Kommunikation statt.“ Inzwischen organisiert der Geisteswissenschaftler auch Tango-Events. Das begann ebenfalls schon im Studium. 2007 veranstaltete er zum ersten Mal das „Berlin Tango High“. „Von 2008 bis 2010 habe ich bei der Organisation des Internationalen Tangofestivals Berlin assistiert. 2012 und 2013 war ich dann Mitveranstalter.“

Als Rieser 2009 das Studium beendete, lief das Tango-Unternehmen so gut, dass er nicht – wie ursprünglich geplant – mit seiner aus Amerika stammenden Frau nach Kalifornien ging. Er führte die Tangoschule weiter, die er seit 2010 in Mitte zusammen mit Hagen Schröter leitet. Neben seiner Schultätigkeit promoviert Rieser mit einer Tanzstudie an der Charité. Es geht dabei um die Wirkung von Tango bei der Nachsorge von Krebserkrankungen.

Sozial engagiert mit „Tango Berlin hilft“

Seine organisatorischen Fähigkeit setzt der Tango-Unternehmer auch ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe ein: „Von August 2015 bis Januar 2016 haben wir in unserer Tanzschule für 30 geflüchtete Menschen, die bis 22 Uhr noch ohne Schlafplatz waren, Unterkünfte angeboten.“ Aus dieser spontanen Initiative ist ein Verein der Berliner Tango Community entstanden: „Tango Berlin hilft“, bei dem Rieser im Vorstand sitzt.

E-Sport als Studentenjob

Der 24-jährige Stephan Hinselmann hat das geschafft, wovon viele Studierende träumen: Er finanziert sein Studium mit seinem Hobby E-Sport. Einen stupiden Studentenjob muss er nicht machen. Unter dem Nickname Luvnest spielt er das Strategiespiel „Company of Heroes 2“ und hat es dort zur Meisterschaft gebracht. Jeden Sonntag zockt er auf Turnieren und hat schon Preisgelder von 1000 Euro gewonnen. Außerdem hat er an die 4000 Follower auf seinem Twitch-Channel. „Twitch.TV“ ist ein Streaming-Videoportal, auf dem Videospiele live übertragen werden. „Beim Streamen bringen Abonnements und Spenden das Geld.“

Der aus Esslingen stammende Hinselmann studiert Informatik in Tübingen: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit dem Zocken so gut verdiene“, erklärt er. Dabei spielt Luvnest keines der bekannten Games wie League of Legends, für das Preisgelder von mehr als einer Million Dollar ausgelobt werden. „Company of Heroes 2“ hat eine kleine Fanbase, aber dafür ist Hinselmann der beste Spieler Deutschlands. Das Echtzeit-Strategiespiel ist im Zweiten Weltkrieg angesiedelt und gehört zu einer E-Sport-Nische. „Aber es hat eine tolle Community. So habe ich inzwischen Freunde in Berlin, Paris und London. Als ich neulich in Rumänien war, konnte ich zwei Tage bei einem Bekannten aus der E-Sport-Szene übernachten.“

Chancen und Rahmenbedingungen im E-Sport

Auch wenn Luvnest viel Spaß hat, sieht er seine Zukunft in einem ganz normalen Job – jenseits der Gaming-Szene. „Die meisten E-Sportler spielen bis zum Alter von 28 oder 30 Jahren.“ So glaubt Hinselmann nicht, dass er jenseits der 30 noch aktiv sein wird. Denn dann stünden andere Themen wie etwa Arbeit und Freundin im Mittelpunkt.

Seine Chance, das ganz große Geld zu verdienen, schätzt er realistisch ein: „Dafür hätte ich mich auf ein anderes Spiel spezialisieren müssen. Um jetzt noch in einem anderen Game so gut zu werden, müsste ich sehr viel Zeit investieren.“ Und dieser Aufwand lohne nicht. „Ich konzentriere mich lieber auf meinen Master.“ Allerdings könnte er sich vorstellen, noch mit einem neu erschienenen Spiel zu beginnen. „Wenn ich wechseln will, muss ich das aber bald machen.“

Fragen an Sie:

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Meine Linkempfehlungen:

(Hauptartikel veröffentlicht in der Berliner Zeitung, April 2016)

(Copyright 2016 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

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