Richtig gut präsentieren im Beruf: Vorbereitung und Strategie zählen

Seine Arbeitsergebnisse präsentieren, in einem Meeting Rede und Antwort stehen: In immer mehr Berufen gehört das zum Joballtag. Doch viele haben Angst davor. Sie geraten ins Schwitzen, verlieren den roten Faden oder verkaufen sich unter Wert. Doch mit der richtigen Strategie lässt sich die Panik vor dem Auftritt effektiv bekämpfen.

Richtig gut präsentieren: So gelingt es!
Richtig gut präsentieren: So gelingt es!

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Studierende, Berufseinsteiger und Berufserfahrene.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie Sie Ihre Redeangst überwinden.
  • Wie Sie sich gut vorbereiten.
  • Wie Sie Fehler vermeiden.
  • Wie Sie schwierige Situationen meistern.
  • Tipps auf einen Blick.
  • Linkempfehlungen.
  • Literaturempfehlungen.

Mit der richtigen Einstellung die Redeangst überwinden

Mit Präsentationen und Vorträgen kennt sich Dr. Sylvia C. Löhken bestens aus. Denn als Buchautorin und Speakerin redet sie häufig vor großem Publikum. Dabei ist ihr das Sprechen vor vielen Menschen nicht in die Wiege gelegt worden: „Als ich während meiner Promotionsphase Vorträge auf Konferenzen hielt, war ich sehr gestresst“, berichtet Löhken. „Ein Referat in einem kleineren Rahmen an der Uni war für mich kein Problem. Aber vor vielen Experten zu reden, machte mich wahnsinnig nervös.“

Die promovierte Linguistin schaffte es, diese Nervosität erfolgreich in den Griff zu bekommen: „Ich habe mir die Frage gestellt, warum ich einen Vortrag halten will und was ich erreichen möchte.“ Und die Beantwortung half ihr. „Denn damit definierte ich mein Ziel und fühlte mich selbstbestimmt.“

Vorbereitung: Sich auf sein Publikum einstellen

Löhken empfiehlt, sich bei der Vorbereitung einer Präsentation mit seinem Publikum zu beschäftigen: „Viele Ängstliche kreisen um sich selbst. Besser ist es aber, die eigenen Befindlichkeiten hintanzustellen und stattdessen die Interessen und Bedürfnisse des Gegenübers wahrzunehmen.“

Josef Seifert ist Buchautor und Spezialist in Sachen Präsentation. Er rät, bei der Vorbereitung genau zu recherchieren, wer im Publikum sitzt. „Es ist unbedingt notwendig, die Erwartungshaltung der Zuhörer zu kennen und sich darauf einzustellen“, so der aus Pörnbach bei Ingolstadt stammende Trainer.

Das Ziel der Präsentation kennen

Löhken hat sich als Trainerin auf Introvertierte spezialisiert. Dabei ist auch sie selbst eine „Intro“. „Viele glauben, dass introvertierte Menschen nicht gut präsentieren können. Doch das Gegenteil ist der Fall! Denn sie bringen einen entscheidenden Vorteil mit: Sie bereiten Vorträge besonders gründlich vor.“ Und wer gut vorbereitet ist, kann in der Regel sicher auftreten, da er keine inhaltlichen Schwächen zu fürchten braucht.

Auch Seifert weiß, dass es auf die Vorbereitung ankommt: „Zuerst sollte sich der Redner klar werden, was er erreichen will. Möchte er informieren oder überzeugen? Dann geht es darum, die Kernbotschaft zu formulieren.“ Und genau diese Reduktion des vorhandenen Wissens ist für viele Berufstätige ein Problem. Denn sie würden am liebsten ihr gesamtes Know-How präsentieren. So entstehen dann die häufigsten Fehler bei Präsentationen: „Viele reden zu schnell, sagen inhaltlich zu viel und sprechen außerdem zu lang.“

Den Menschen positiv gegenübertreten

Die Freiburger Kommunikationstrainerin Elisabeth Bonneau legt zudem Wert auf die mentale Vorbereitung: „Am besten blickt der Vortragende positiv auf die Menschen. An negative Erfahrungen sollte er möglichst nicht denken. So hat er eine positive Ausstrahlung, die sich auch auf seine Zuhörerschaft überträgt.“ Um sich im Raum wohlzufühlen, in dem die Präsentation stattfindet, ist es wichtig, diesen vorher zu erkunden und sich mit der Technik vertraut zu machen. „Dafür sollte man genug Zeit einplanen.“

Aber auch eine gründliche Vorbereitung bewahrt nicht vor bösen Überraschungen. So war Sylvia Löhken auf einer Messe rund ums Haar eingeladen. „Ich war gut vorbereitet, hatte ausführlich über das Thema und mein Publikum recherchiert. Doch nebenan gab es eine Modenschau.“ Die Musik dröhnte laut herüber. Nur wenige Messebesucher fanden zu ihr. Sie musste vor vielen leeren Reihen reden. „Das war natürlich ein Desaster, obwohl die wenigen Zuhörer sehr interessiert waren.“ Die professionelle Rednerin wusste, dass sie an der Situation nichts ändern konnte. „Ich gab trotzdem mein Bestes.“

Mit dem Publikum im Dialog sein

Vielen Menschen – gerade Introvertierten – fällt es schwer, vor einer großen anonymen Masse zu stehen. Doch auch für diesen Fall hat Löhken eine passende Strategie entwickelt: „Ich versuche, auf mein Publikum einzugehen und mit ihm in einen Dialog zu treten.“ Hilfreich ist es auch, mit einzelnen Zuhörern vorher bewusst direkten Kontakt aufzunehmen.

Die Kommunikationstrainerin Gabriele Zienterra weiß, dass viele Menschen Angst vor einem großen Publikum haben: „Dabei ist es viel leichter, vor einer Masse zu sprechen. Denn meistens kommt es in einem solchen Rahmen zu weniger Fragen und Einwänden.“  Aber vor dieser Situation haben Berufstätige besonders große Furcht: „Sie machen sich Sorgen, dass der Vorstand ihre Präsentation zerschießt oder ein einzelner Kollege sie bloßstellt“, erklärt die Inhaberin des Instituts für Rhetorik und Kommunikation in Bornheim bei Bonn, das auch eine Dependance in Berlin hat.

Die Bedenken der Kritiker einbinden

„Viele Ängstliche glauben, sie müssten vor lauter kritischen und unfreundlichen Menschen  sprechen. Aber das ist ein Irrglaube“, erklärt Bonneau. Denn in der Regel sei das Auditorium wohlwollend und interessiert.

Auch Zienterra betont: „Oft will das Publikum dem Redner gar nichts Böses.“ Dennoch empfiehlt sie, sich gerade auf bekanntermaßen schwierige Zuhörer einzustellen. „Der Vortragende kann zum Beispiel den persönlichen Kontakt zu diesem Menschen suchen, ihn begrüßen und ihn mit seinen Bedenken und Fragen in seine Rede einbinden“, rät Zienterra. Auch Humor sei ein Mittel, um Destruktiven zu begegnen. Das kann zum Beispiel nach dem Motto geschehen: „Auf Ihren Frage habe ich schon gewartet.“ Auf jeden Fall sollte so ein Vorgehen wertschätzend sein und den Angesprochenen nicht verletzen. Besteht die Gefahr, dass jemand den Vortrag „sprengt“, muss der Redner den Störer sanft doch klar steuern. „Macht er das nicht, verhalten sich bald auch andere Personen kontraproduktiv.“

Nicht alles auf sich beziehen

Gabriele Zienterra erinnert sich ebenfalls an unliebsame Ereignisse bei ihren Vorträgen: „Neulich hat jemand mein Wasserglas umgeschmissen, das sich dann über mein Laptop ergoss.“ Die Kommunikationstrainerin griff beherzt zu ihrem Schal und wischte damit die Wasserlache auf. „Ich kommentierte das Ganze mit den Worten: Hoppla! Wie gut, dass mich mein Schal heute begleitet, welche Ideen zu Thema begleiten Sie heute?“ Und tatsächlich: Der Computer funktionierte und sie konnte fortfahren. „Ein Redner sollte in solchen Situationen also gelassen und flexibel bleiben und das Ganze am Besten mit Worten wie etwa ’Es ist alles in Ordnung‘ kommentieren“, betont Zienterra. „Was bei vermeintlichen Katastrophen wie einem Technikausfall aber gar nicht geht, sind Beschimpfungen des Technikers!“

Und noch einen Tipp hat die Kommunikationstrainerin Zienterra: „Man sollte nicht alles auf sich beziehen. Es gibt Rahmenbedingungen, die niemand beeinflussen kann. Die Stimmung ist nun mal eine andere, wenn Deutschland Weltmeister geworden ist als wenn das Publikum schon seit Stunden in einem überhitzten Raum zuhören muss.“ In so einer Situation helfe oft ein passender und verständnisvoller Kommentar wie: “Nach so einem Tag wie heute freuen wir uns alle heute Abend auf ein kühles Getränk. Bald haben wir es geschafft.” Außerdem heben auch angenehme Überraschungen wie Eis für jeden die Stimmung.

Präsentationen nachbereiten

Wer seinen Auftritt überstanden hat, sollte diesen nachbereiten. Denn wie im Sport gilt auch bei Präsentationen und Reden das Motto: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Deshalb rät Seifert, sich ein paar Fragen ehrlich zu beantworten: Wie habe ich mich beim Vortrag gefühlt? Konnte ich das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe? Wie waren die Reaktionen? „Aus diesen Antworten lassen sich dann Konsequenzen für das nächste Mal ziehen. Denn Präsentieren ist keine gottgegebene Eigenschaft, sondern braucht lebenslange Übung.“

Mit der richtigen Vorbereitung und einem hohen Maß an Souveränität sind auch vermeintliche Katastrophen kein Problem. So funktionierte bei einer Veranstaltung von Elisabeth Bonneau die Technik nicht. Sie erbat sich kurzerhand einen Flipchart und begann. „Am Ende kamen die Leute zu mir und fragten mich, ob die technische Panne Absicht war.“ Sie konnten kaum glauben, dass die Kommunikationstrainerin unter so widrigen Umständen zur Hochform aufgelaufen ist.

Tipps auf einen Blick:

  • Bereiten Sie sich inhaltlich und mental  auf Ihr Publikum vor.
  • Stellen Sie Ihre eigenen Befindlichkeiten hintan, nehmen Sie stattdessen die Interessen und Bedürfnisse Ihres Gegenübers wahr.
  • Begegnen Sie vermeintlichen Katastrophen und Unvorhergesehenem mit Humor.
  • Bleiben Sie gelassen und flexibel.
  • Beziehen Sie nicht alles auf sich.
  • Bereiten Sie Ihren Auftritt  auch nach.
  • Lernen Sie aus Ihren Erfahrungen.

Fragen an Sie:

Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:

  • Haben Sie Angst vor Präsentationen?
  • Welche Erfahrungen haben Sie mit Präsentationen gemacht?
  • Wie bereiten Sie sich vor?
  • Welche Tipps würden Sie Anderen geben?
  • Gefällt Ihnen der Artikel? Ist er hilfreich? Dann würde ich mich über einen Like auf meiner Facebookseite freuen!

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Meine Literaturempfehlungen:

  • Josef W. Seifert: Visualisieren Präsentieren Moderieren, GABAL Verlag (Offenbach) 2012, 31. Auflage, 200 Seiten
  • Sylvia C. Löhken: Leise Menschen – starke Wirkung. Wie Sie Präsenz zeigen und Gehör finden. GABAL Verlag (Offenbach) 2012, 285 Seiten

Meine Linkempfehlungen:

(Hauptartikel veröffentlicht in der Berliner Zeitung, Februar 2016)

(Copyright 2016 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

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