Problemfall Chef: Wie Sie Konflikte mit Ihrem Vorgesetzten lösen

Chefs können zum Problemfall werden: Der eine traut keinem Mitarbeiter etwas zu und will alles kontrollieren. Dem anderen kommt nie ein Wort der Wertschätzung über die Lippen, kritisiert dafür aber alles und jeden. Dabei entscheidet gerade das Verhältnis zum Vorgesetzten, ob die Teammitglieder motiviert sind oder sich nach einem neuen Job sehnen.

Problemfall Chef: Wie Sie Konflikte mit Ihrem Vorgesetzten lösen!
Problemfall Chef: Wie Sie Konflikte mit Ihrem Vorgesetzten lösen!

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Auszubildende, Berufseinsteiger, Berufserfahrene und Neustarter.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie Konflikte mit Vorgesetzten entstehen.
  • Wie sich Probleme zwischen Chef und Mitarbeitern lösen lassen
  • Tipps im Umgang mit dem Vorgesetzten
  • Linkempfehlungen.
  • Literaturempfehlung.

So lassen sich Probleme zwischen Chef und Mitarbeitern bewältigen

Nur 16 Prozent aller Deutschen finden, dass ihr Chef seine Sache gut macht. Das ergab die repräsentative „Talents & Trends“-Umfrage der Karriereberatung von Rundstedt vom Juni. Danach würden 75 Prozent der Befragten grundlegende Dinge ändern, wenn sie in die Rolle ihres Vorgesetzten schlüpfen könnten. „Bei den konkreten Änderungswünschen stehen nicht die individuellen Vorteile wie eine Beförderung oder Gehaltserhöhung im Vordergrund. Viel wichtiger sind den Beschäftigten Verbesserungen der täglichen Zusammenarbeit“, erklärt Sophia von Rundstedt, Geschäftsführerin der gleichnamigen Talent- und Karriereberatung.

Auch Alexander Groth, Buchautor, Trainer und Speaker zum Thema Leadership weiß, woran es beim Verhältnis zwischen Führungskraft und Teammitgliedern hapert. Dabei sieht er auf beiden Seiten problematische Verhaltensweisen:Mitarbeiter haben oft überzogene Erwartungen an ihre Chefs. Sie wünschen sich Vorgesetzte wie den Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi, der besonnen und ruhig ist und ein gutes diplomatisches Gespür besitzt.“ Doch leitende Angestellte seien nur ganz normale Menschen. „Und natürlich gibt es unter ihnen auch viele schlechte Vorgesetzte.“

Die Unarten der Chefs

Groth hat bei Chefs verschiedene Untugenden diagnostiziert. Ein Klassiker darunter ist die Negativität. „Negativ eingestellte Führungskräfte konzentrieren sich nur auf Probleme und Fehler“, so Groth. Positive Eigenschaften ihrer Mitarbeiter nehmen sie gar nicht wahr. Außerdem haben sie einen Hang zur Nörgelei. Wertschätzung und Lob sind von so jemanden kaum zu erwarten. Ihr Motto lautet oft: Nicht geschimpft ist genug gelobt.

Der perfektionistische Chef

Eine weitere Untugend ist der Perfektionismus: Leitende Kräfte mit dieser Eigenart erwarten von sich und anderen 120 Prozent Leistung. Das führt im Alltag oft dazu, dass Teammitglieder einen enormen Mehraufwand betreiben müssen, um zum Beispiel einen Bericht zu erstellen. Die Ungeduld hat Groth ebenfalls als eine Untugend ausfindig gemacht: „Viele Vorgesetzte bauen permanenten und unnötigen Druck auf.“ Damit bewirken sie aber häufig nur Krankmeldungen und Fluktuation.

Der hochmütige Chef

Es gibt aber auch subtilere Verhaltensweisen, unter denen Beschäftigte leiden: „Hochmut und Selbstsucht kommen bei Managern oft vor. Viele glauben zwar, dass sich ihre Einstellung anderen nicht vermittelt“, erklärt Groth. Doch das sei ein Irrtum. Denn Mikrosignale wie abfällige Blicke offenbaren ihre Haltung. „Und das bekommt das Umfeld sehr wohl mit!“

Die „Talents & Trends“-Umfrage benennt ein weiteres zentrales Problem: 63 Prozent der Befragten würden als Chef ausführlich mit ihren Mitarbeitern sprechen, um zu erfahren, was diese beschäftigt … und würden das Gehörte dann auch berücksichtigen. „Das zeigt deutlich, dass dies viele Führungskräfte zu wenig tun“, so von Rundstedt, die in diesem Punkt ganz klar die Vorgesetzten in der Pflicht sieht. „Nur wer sich Zeit für Gespräche mit Mitarbeitern nimmt, erfährt etwas über ihre Motivationslage und beruflichen Ziele.“ Allein das obligatorische Mitarbeitergespräch einmal im Jahr reiche dafür nicht aus. „Denn dort geht es meist um eine Bewertung mit Dokumentationspflicht.“

Was für Motivation sorgt

Was von Rundstedt empfiehlt, ist ein echter Dialog, in dem die Führungskraft als Sparringspartner und Coach fungiert. „So ein Gespräch sorgt bei Teammitgliedern für eine höhere Motivation.“ Die Karriereberaterin weiß, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Denn oft entschuldigen Vorgesetzte die fehlende Kommunikation damit, dass sie Wichtigeres zu tun hätten. „Aber Mitarbeiter zu führen und für ihre Entwicklung zu sorgen, ist die zentrale Aufgabe des Führungspersonals.“

Die Unternehmens- und Organisationsberaterin Julia Scharnhorst aus dem schleswig-holsteinischen Wedel kennt einen weiteren Problemherd: „Oft entzünden sich Konflikte an der Frage, wie gerecht oder ungerecht die Führungskraft ist. Das Problem kommt häufig dann zum Tragen, wenn es um die Verteilung von guten und schlechten Dingen geht.“ So kann die Vergabe von Fortbildungen und Urlaubszeiten zu Spannungen führen. „Meist stehen dahinter nicht nur Verteilungsfragen, sondern auch Beziehungsprobleme.“

Der ungerechte Chef

Scharnhorst empfiehlt betroffenen Mitarbeitern, in diesen Fällen genau hinzusehen: „Es reicht nicht, sich ungerecht behandelt zu fühlen. Sie müssen das auch beweisen können, wenn Sie Ihren Chef darauf ansprechen wollen.“ Deshalb ihr Tipp: Fakten sammeln und zum Beispiel die Urlaubsplanung der letzten drei Jahre analysieren. Kommt es dann zu einem Gespräch, ist es ganz entscheidend, dass Beschäftigte den Vorgesetzten keine Vorwürfe machen, sondern konstruktive Lösungen vorschlagen. Führungskräfte können ebenfalls ihren Teil dazu beitragen, dass Verteilungs- und Beziehungskonflikte erst gar nicht entstehen.  Das Zauberwort heißt hier Transparenz!

Möglichkeiten der Konfliktlösung

Groth sieht das Führungspersonal in der Pflicht, an ihren Untugenden zu arbeiten: „Am ehesten können leitende Angestellte negative Verhaltensweisen dadurch verändern, dass sie regelmäßig über sich selbst reflektieren“, betont Groth. Er rät, dies allabendlich zehn Minuten lang zu tun und den Tag mit all seinen Terminen zu überdenken. „So lässt sich erkennen, in welchen Situationen man gelassen war und wo man rumgemotzt hat.“ Wer das macht, lernt sich besser zu verstehen. Er weiß dann, wie er in bestimmten Situationen reagiert. Und das ist entscheidend:„Selbsterkenntnis ist der erste Schritt, um andere gut führen zu können“, betont Groth. Mitarbeiter haben dagegen nur begrenzt Möglichkeiten, etwas zu verändern, erklärt Groth: „Gegen einen Chef kann man nichts ausrichten, wenn die Geschäftsleitung selbst nichts macht!

Hat ein Beschäftigter also Probleme mit seinem Vorgesetzten, gibt es für ihn nur begrenzte Handlungsoptionen. Deshalb empfiehlt die Diplom-Psychologin Julia Scharnhorst Teammitgliedern, sich über ihren eigenen Leidensdruck klar zu werden. „Wer den Chef nur selten sieht, wird die Situation eher akzeptieren können. Ist dagegen jemand ständig mit den Launen seines Bosses konfrontiert, wird er den Drang nach Veränderung spüren.

Vorsicht Konfrontation!

In einem geringeren Umfang können Mitarbeiter ihre Führungskräfte auch verändern. Dazu ist es aber notwendig, sich in sie hineinzuversetzen. „Vorgesetzte erfahren zum Beispiel genauso selten Wertschätzung wie andere Arbeitnehmer. Wer seinem Chef Anerkennung zollt, dem wird er das höchstwahrscheinlich danken“, erklärt Scharnhorst. Über diesen Umweg seien auch Verhaltensänderungen erreichbar.

Gerade in flachen Hierarchien überzeugen oft Argumente. „Doch auch dort sollte jedem klar sein, wer den Hut aufhat und letztendlich die Entscheidungen trifft“, betont Scharnhorst. Deshalb sei die Hoffnung oft trügerisch, durch Beschwerden bei einer höheren Hierarchieebene Veränderungen zu erreichen. „Wenn Mitarbeiter auf absoluten Konfrontationskurs gehen, können sie nur verlieren.“ Wenn der Vorstand hinter dem problematischen Vorgesetzten steht, kann ein Teammitglied nichts ausrichten. „Ist der Leidensdruck zu groß, bleibt dem Arbeitnehmer nur, sich nach einem neuen Job umzusehen“, erklärt Scharnhorst. „Macht er das nicht und geht in die innere Kündigung, gefährdet er seine Gesundheit.“

Tipps im Umgang mit Vorgesetzten

Tiefes Durchatmen senkt die Erregung

Wer von seinem Chef angegriffen wird, dessen Gehirn ist oft regelrecht blockiert. Um diese Blockade zu lösen hilft es, tief durchzuatmen. Achten Sie einen Augenblick lang nur auf Ihren Atem und lassen Sie Ihr Gegenüber reden. Auch ein Schluck aus Ihrem Wasserglas senkt den Erregungspegel.

Zuhören statt rechtfertigen

Versuchen Sie, schwierige Situationen zu deeskalieren. Wenn es Ihnen möglich ist, sollten Sie Ihrem Chef zuhören und seine Aussagen interessiert verfolgen. Lassen Sie ihn ausreden anstatt sich zu rechtfertigen. Fallen Sie ihm nicht ins Wort. Das schweigende Zuhören hat übrigens zwei wichtige Vorteile: Ihre Führungskraft kann Dampf ablassen und Sie vermeiden unbedachte Reaktionen.

Keine Verwünschungen denken

Bitte denken Sie – während Sie zuhören – nicht Schimpfworte wie etwa „Du Dummkopf“. Denn dieses Denken vermittelt sich Ihrem Gegenüber. Sie sollten sich also in der Tat für seine Aussagen interessieren. Denn Ihr Chef wird spüren, was Sie denken. Sind Sie offen für seine Argumente, wird das die Situation wahrscheinlich beruhigen. Machen Sie „dicht“, merkt er das auch. Das kann zu einer weiteren Eskalation führen.

Konstruktiv mit Kritik umgehen

Mit Kritik sollten Sie konstruktiv umgehen. Sie könnten zum Beispiel auf die Zurechtweisung Ihres Chefs mit folgender Frage reagieren: “Was kann ich für Sie tun?” Zeigen Sie Ihre Bereitschaft, an einer Problemlösung zu arbeiten.

Fragen an Sie:

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Meine Linkempfehlungen:

Meine Literaturempfehlung:

  • Alexander Groth: Der Chef, den ich nie vergessen werde. Wie Sie Loyalität und Respekt Ihrer Mitarbeiter gewinnen, 223 Seiten, Campus Verlag (Frankfurt/M. – New York) 2014, broschiert: 24,99 Euro, E-Book: 20,99 Euro

(Hauptartikel veröffentlicht in der Berliner Zeitung, Juli 2016)

(Copyright 2016 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

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