Egal ob es um Konflikte, Networking oder den beruflichen Aufstieg geht … im Arbeitsalltag spielt die Psyche eine wichtige Rolle. Schließlich entscheidet sie darüber, nach wessen Pfeife Mitarbeiter tanzen, wen sie sympathisch finden oder für welche Wahlmöglichkeiten sie sich entscheiden. Doch wie funktioniert sie eigentlich konkret? Die Psychologen, Coachs und Buchautoren Dr. Volker Kitz und Dr. Manuel Tusch geben darauf in ihren neuen Ratgeber “Warum uns das Denken nicht in den Kopf will” verblüffende Antworten, die im Büro und Betrieb hilfreich sind.
Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:
- Auszubildende, Berufseinsteiger und Berufserfahrene.
“Wir Menschen kommen uns meist sehr vernünftig vor. Doch oft denken wir falsch und noch öfter gar nicht”, betont Kitz. “Denn unser Gehirn folgt seinen ganz eigenen Regeln, die unsere Entscheidungen beeinflussen.” Um also im Beruf erfolgreich zu sein, sollten Arbeitnehmer diese Regeln kennen … frei nach dem Motto “Durchschauen Sie sich selbst, bevor andere es tun!”
Sympathien wecken
So entscheiden zum Beispiel Gemeinsamkeiten darüber, ob sich Menschen im Beruf – aber auch privat – sympathisch finden oder nicht. “Wenn der Chef und seine Mitarbeiter beide eine Vorliebe für Käsespätzle haben, zählt das oft mehr als jedes sachliche Argument”, erklärt Kitz. Und noch etwas anderes beeinflusst den Sympathiefaktor: “Je häufiger Sie jemanden sehen, desto sympathischer werden Sie diesem Menschen”, berichtet Kitz. Genau dieses Phänomen können sich Berufstätige zunutze machen und ganz gezielt an ihren Sympathiewerten arbeiten: “Reden Sie auch in Zeiten von E-Mail persönlich mit Ihren Kollegen und gehen Sie gemeinsam mit ihnen essen.” Auch bei Geschäftspartnern oder Kunden macht es Sinn, sie öfter mal zu treffen, auch wenn es eigentlich nicht notwendig ist.
Kitz und Tusch benennen in ihrem neuen Buch auch andere Strategien, die Menschen helfen, sich bei anderen beliebt zu machen. So stammt zum Beispiel der sogenannte “Benjamin-Franklin-Effekt” vom gleichnamigen amerikanischen Staatsmann: Er machte sich einen Gegner zum Freund, indem er diesen bat, ihm ein seltenes Buch auszuleihen. Kitz empfiehlt diese Strategie auch für den beruflichen Alltag: “Bitten Sie doch mal Ihre Kollegin, die Sie nicht ausstehen kann, Ihnen einen Kaffee aus der Kantine mitzubringen.” Und schon wird diese Frau Sie mehr schätzen als zuvor, denn das träge menschliche Gehirn will eine Übereinstimmung zwischen Tun und Denken. Wenn ein Mensch also eine freundliche Handlung für jemanden ausführt, glaubt es, dass dieser Mensch sein Freund ist.
Psychologische Effekte verstehen
Doch nicht nur zum weiten Feld der Sympathie haben Kitz und Tusch interessante psychologische Effekte gesammelt, sondern auch zum Thema Entscheidung. So gibt es zum Beispiel den “Unterlassungsirrtum”. “Wir Menschen empfinden grundsätzlich weniger Verantwortung, wenn wir etwas unterlassen. Weil unser Gehirn faul ist, verallgemeinert es die Tatsache, dass ein Unterlassen in manchen Fällen besser ist als ein Tun”, weiß Kitz. Er rät allerdings, dieser Bequemlichkeit des eigenen Denkens nicht nachzugeben.
Neben ganz einsichtigen psychologischen Effekten können sich Berufstätige aber auch eher kuriose Erkenntnisse zunutze machen, zum Beispiel den “Rhyme-as-Reason-Effekt”: Demnach halten Menschen eine Aussage eher für wahr, wenn sie gereimt ist … und zwar deswegen, weil sie schöner klingt. “Kontern können Sie im Job aber nicht nur mit inhaltsschweren Reimen, sondern auch mit einem Nonsens-Reim”, betont Kitz. “Versuchen Sie doch einmal, einen Dampfplauderer oder Lästerer unter Ihren Kollegen mit einem Satz wie ‘Mit Sonne im Rücken lässt sich gut Kirschen pflücken’ sprachlos zu machen .”
Literaturtipp:
Volker Kitz, Manuel Tusch: Warum uns das Denken nicht in den Kopf will. Noch mehr nützliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie, Heyne Verlag, Dezember 2013, 288 Seiten, 8,99 Euro, ISBN: 978-3-453-60291-5
(Veröffentlicht bei GMX.de, Januar 2014)
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