“Sehnsucht Buch”: Susanne Kliem und ihr Weg zur Thrillerautorin

Wie wird eine Frau zur Krimiautorin? Auf diese Frage gibt die Berlinerin Susanne Kliem Antworten.  Sie berichtet über ihre Herausforderungen und Erfolge auf dem Weg in die Schriftstellerei, erzählt von ihrer persönlichen Sehnsucht und gibt hilfreiche Tipps für angehende Autoren. Sehnsucht-Buch-Susanne-Kliem-AnjaSchreiber

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Berufseinsteiger, Berufserfahrene, Neustarter und Sehnsüchtige

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie Susanne Kliem zur Autorin wurde.
  • Was sie antreibt.
  • Was ihr auf dem Weg zur Schriftstellerin half und was sie hinderte.
  • Linkempfehlungen.
  • Literaturempfehlungen.

Susanne Kliem: Von der Pressereferentin zur Schriftstellerin

Kannst Du Dich den Lesern meines Blogs vorstellen und von deinem Werdegang berichten?

Seit ein paar Jahren arbeite ich hauptberuflich als Autorin von Spannungsromanen. Mal sind es Kriminalromane, mal psychologische Thriller. Sie erscheinen bei carl’s books, C. Bertelsmann und bei Penguin.

Ich musste aber, um zu meinem Traumberuf zu finden, einen recht kurvenreichen und steinigen Weg gehen. Bevor ich zu schreiben begann, habe ich sechs verschiedene Berufe ausgeübt – die meisten davon „Learning by Doing“, aber ich habe auch eine ordentliche Lehre als Buchhändlerin absolviert.

Viele Menschen in meinem Freundeskreis hatten schon früh kreative Berufe und waren darin erfolgreich, ich kannte einige bildende KünstlerInnen und viele SchauspielerInnen. Es gab auch in mir eine Sehnsucht, etwas Kreatives zu machen, aber ich wusste nicht, was. Und ich habe mich auch nicht getraut, etwas auszuprobieren. Stattdessen war ich als Assistentin eines Regisseurs tätig, als Pressereferentin für Fernsehserien, als Ghostwriterin für Ratgeberbücher, habe mich also mit Dienstleistungen rund um die Kunst beschäftigt, mich aber in der „2. Reihe“ nie wirklich wohlgefühlt.

Kontakt zu interessanten Menschen

Diese Interview-Serie heißt “Sehnsucht Buch”. Was treibt Dich an, Bücher zu schreiben?

Rein äußerlich betrachtet, treibt mich an, dass ich davon lebe und mein Haupteinkommen aus der Schreibarbeit erziele. Auch ist mir die gesellschaftliche Anerkennung wichtig.

Gleichzeitig ermöglicht mir das Schreiben, mit sehr vielen lieben und interessanten Menschen in Kontakt zu kommen, sei es mit meinen KrimikollegInnen im Syndikat, meinem Verlagsteam, mit Leserinnen, Lesern, mit Buchhändlern, Veranstaltern und natürlich mit BloggerInnen, InterviewpartnerInnen und RezensentInnen. Und, nicht zu vergessen, bei der Recherche für die Romane mit den interessantesten Profis aller Art.

Die Sehnsucht nach kreativem Tun

Spielt bei Deiner Arbeit als Autorin die Sehnsucht eine Rolle? Kannst Du diese Motivation beschreiben?

Die Sehnsucht nach einer kreativen Tätigkeit wurde bei mir immer stärker, bis ich im hohen Alter von 40 Jahren mit meinem ersten Roman begonnen habe. Früher wusste ich nicht, woher diese Sehnsucht kam, aber heute verstehe ich, dass ich schreibe, um mich selbst kennenzulernen. Beim Schreiben komme ich in Einklang mit mir selbst, ich fühle mich erfüllt und zufrieden. Danach kann man süchtig werden, und die Sehnsucht ist da, es immer wieder zu tun!

Austausch ist hilfreich

Wie bist Du vorgegangen, um Autorin zu werden?

Ich habe drauf los geschrieben, gleich einen kompletten Roman. Ohne Plan, ohne Kontakte in die Branche, ohne Hilfe und Unterstützung. Das kann ich niemandem empfehlen, es ist ein mühsamer Weg! Ein wichtiger und richtiger Schritt war mein Beitritt bei den „Mörderischen Schwestern“, einem Netzwerk krimiliebender (und meist auch schreibender) Frauen. Der Austausch mit erfahreneren Kolleginnen hat mich endlich weitergebracht, und nach fünf großen Überarbeitungsrunden, wurde mein Manuskript von einem kleinen Verlag veröffentlicht. Ich habe stetig an meinen handwerklichen Fähigkeiten gearbeitet, um den Sprung zu einem großen Verlag zu schaffen. Das hat dann, 2013, mit dem Thriller „Die Beschützerin“ geklappt. Die Verlagssuche lief über eine Literaturagentur.

Von Durststrecken und dem Neid der Anderen

Was waren dabei Deine größten Herausforderungen und wie hast Du sie bewältigt?

Am schlimmsten waren für mich die langen Durststrecken, in denen ich nicht einschätzen konnte, ob mein Text wirklich irgendwann genug taugen wird, oder ob ich die viele Arbeit in etwas investiere, was am Ende in der Mülltonne landen wird. Das war in den Jahren 2005 bis 2009 vor der ersten Veröffntlichung. Diese Möglichkeiten, die es heutzutage im Bereich Selfpublishing gibt, die existierten noch nicht. Entweder man fand einen Verlag oder man war eben gescheitert.
Immer wieder hatte ich die Zweifel: reicht meine Begabung überhaupt aus? Oder mache ich mir nur etwas vor?

Eine große Herausforderung waren auch Menschen in meiner Umgebung, im Freundes- und Bekanntenkreis, die nicht an mich geglaubt haben und mich immer wieder tief verunsichert haben. Durch gehässige Nachfragen zum Beispiel („Was? Du hast noch immer nichts veröffentlicht? DAS dauert aber lange!“). Durch das Betonen, es würde sich ja nur um ein nettes Hobby handeln … Oft steckte einfach Neid dahinter, auf meinen Mut, und auf die Freiheit, die ich mir erkämpft habe. Das kann ich heute begreifen. Aber damals, in der Situation, war es sehr verletzend und entmutigend.

Viele kleine Schritte auf dem Weg zum Buch

Eine These in meinem Ratgeber “Die Sehnsuchtsstrategie” ist, dass Menschen eine Strategie hilft, ihre Sehnsucht erfolgreich zu verwirklichen. Bedienst Du Dich einer Strategie? Und wie sieht diese aus?

Inzwischen bin ich überzeugt, dass uns alle eine Strategie besser und schneller ans Ziel bringt, aber dies zu erkennen, war eben eine lange Entwicklung bei mir, siehe oben. In einem Buch steckt so unendlich viel Arbeit. Heute sehe ich jeden Roman an wie eine Reise, die ich mir in Etappen einteile, in viele kleine Schritte, jeden Tag. Ich lege jeden Tag ein kleines Stück Weg zurück, das ist gut zu bewältigen. Ich lobe und belohne mich für geschaffte Etappen. Wenn Zweifel kommen (und sie kommen immer noch!), denke ich an Erfolge, die ich bereits hatte. Wenn Menschen mich als Bestsellerautorin bezeichnen (ja, das kommt vor ;-) ), dann kläre ich sie nicht (mehr) über ihren Irrtum auf. Das Sprichwort „Fake it `til you make it“ ist ein sehr weiser Spruch.

Fernhalten von neidischen Menschen

Was sind Deine wichtigsten Tipps für angehende Autoren?

Der Buchmarkt verändert sich auf rasante Weise, es wird – so beobachte ich es zumindest – immer schwerer, in die klassischen Publikumsverlage als DebütantIn hereinzukommen, weil weniger und weniger Debüts produziert werden.

Gleichzeitig wächst der Markt der SelfpublisherInnen. Ein Bereich, in dem ich wenig Rat geben kann, weil ich mich nicht gut auskenne. Es reicht dort nicht, toll zu schreiben, es gehört viel mehr dazu, man muss sich vermarkten können und wollen, um aus der Masse herauszustechen. Es geht um Aufmerksamkeit, immer und ständig. Das ist so verdammt anstrengend. Die Behauptung „mein Text ist der Allerbeste und Tollste“ muss in die Welt posaunt werden. Gleichzeitig sind wir AutorInnen aber fragile, selbstzweifelnde Wesen. Wir brauchen Bestätigung, Anerkennung, Menschen, die an uns glauben. Die einem im rechten Moment in den A… treten und sagen: „Klar machst du jetzt weiter. Gib nicht auf, das schaffst du!“ Deshalb ist mein wichtigster Tipp, sich mit anderen Schreibenden zu vernetzen, die die Glückszustände kennen, aber auch die tiefen Täler des Zweifels.
Ein zweiter Tipp: Von Menschen fernhalten, die einem nicht guttun, die neidisch sind und verunsichern wollen!

Was ist Dein größtes Ziel?

Ich möchte eine gute Balance finden zwischen meiner Arbeit und dem Leben mit meiner Familie. Ich hätte auch nichts dagegen, wirklich einmal Bestsellerautorin zu werden, einfach weil es mir die Sicherheit geben würde, dass mein Verlag an mir festhält. Und dass ich diesen wundervollen Beruf vielleicht auch in zehn Jahren noch ausüben kann.

Fragen an Sie:

Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:

  • Wollen Sie  Buchautor werden?
  • Was treibt Sie an und was ist Ihre Sehnsucht?
  • Wenn Sie selbst schon Autor sind: Welche Tipps würden Sie Anderen geben?
  • Gefällt Ihnen der Artikel? Ist er hilfreich? Dann würde ich mich über einen Like auf meiner Facebookseite freuen!

Bitte schreiben Sie auch einen Kommentar! Vielen Dank!

Meine Linkempfehlungen:

Meine Literaturempfehlungen:

  • Susanne Kliem: Das Scherbenhaus, carl’s books, München 2017, E-Book: 9,99 Euro, Taschenbuch: 14,99 Euro

(Veröffentlicht Dezember 2017)

(Copyright 2017 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

2 Kommentare

  1. Liebe Anja, liebe Susanne,

    ein sehr schönes Interview. Erhellend. Danke!

    Auch mich verführen Sehnsucht und Leidenschaft immer wieder zum Schreiben. Schreiben ist Leben. Leben ist Schreiben. Menschen berühren mit Themen, die mir selbst an Herzen liegen.

    Herzlich,
    Isabella

    1. Liebe Isabella, herzlichen Dank für Deinen Kommentar! Ich denke auch, dass Sehnsucht und Leidenschaft viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller motivieren! Mir geht es übrigens genauso! Herzliche Grüße Anja

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