Fitness- und Wellnessberufe: Der Bedarf an Mitarbeitern steigt

Körperlich fit bleiben und sich wohlfühlen: Das wünschen sich Menschen. Immer mehr sind bereit, dafür Geld auszugeben. Deshalb ist der Bereich Fitness, Wellness und Gesundheit auch ein Wachstumsmarkt. Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern in der Branche steigt genauso wie die verschiedenen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten.

Berufschancen in der Fitness- und Wellness-Branche.
Berufschancen in der Fitness- und Wellness-Branche.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Schulabgänger, Auszubildende, Studierende, Berufseinsteiger und Neustarter.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Wie der Berufseinstieg in die Fitness- und Wellnessbranche gelingt.
  • Welche Ausbildungen und Studiengänge die Branche anbietet.
  • Welche Qualifikationen zählen.
  • Welche Chancen Quereinsteiger haben.
  • Tipps auf einen Blick.
  • Linkempfehlungen.

Sportbranche: So gelingt der Berufseinstieg

Der 32-jährige Berliner Kaya Kademci war schon immer sportbegeistert. Er spielte in der Jugend Fußball, später stieg er auf Krafttraining und Kampfsport um. „Nach Abitur und Zivildienst überlegte ich mir, mein Hobby zum Beruf zu machen. Deshalb habe ich Sportwissenschaften in Halle studiert.“ Dabei spezialisierte er sich auf das Thema Rehabilitation und Therapie. Neben dem Studium jobbte er als Fitnesstrainer. Seine Berufswahl ist kein Zufall: „Von meiner Mutter habe ich das Lehrer-Gen geerbt. Außerdem helfe ich unheimlich gerne Menschen. Das kann ich gut als Trainer ausleben. Denn so unterstütze ich andere, ihre persönlichen Ziele zu erreichen.“

Dort arbeiten, wo Andere ihre Freizeit verbringen

Heute arbeitet Kademci als Trainingsleiter im „Fitness First Platinum Club“ in Steglitz. Er verbindet dabei Leitungsaufgaben mit Kundenbetreuung: „Ich bin für das Trainingspersonal zuständig, zum Beispiel für die Personalauswahl, Ausbildung und Qualitätssicherung.“ Auch administrative Tätigkeiten gehören zu seinem Alltag. So schreibt er Trainings- und Dienstpläne und beantwortet Mails und Anrufe. Vormittags ist er im Büro zu finden. Am Nachmittag geht er auf die Trainingsfläche. „Dort mache ich genau das Gleiche wie meine Mitarbeiter“. So bietet er für Gruppen Circle-Training und „Freestyle Functional Training“ an.

„Als Trainer zählt die Persönlichkeit. Es geht nicht allein darum, selbst sehr sportlich zu sein, sondern man sollte Anderen sein Wissen vermitteln können. Das Schöne an diesem Beruf ist, dass ich so viel positive Resonanz von unseren Kunden bekomme“, erklärt Kademci. Der diplomierte Sportwissenschaftler steht voll hinter seiner Berufsentscheidung. „Mein Beruf macht mir super viel Spaß. Ich arbeite dort, wo andere ihre Freizeit verleben. Deshalb ist die Stimmung in meinem Job eigentlich immer gut.“

Ausbildungen im Fitnessbereich

Petra Cämmerer, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur Berlin-Süd, sieht grundsätzlich viele Möglichkeiten, im Bereich Fitness und Wellness zu arbeiten: „Es gibt unzählige private Aus- und Weiterbildungsangebote, zum Beispiel als Wellnessfachberater oder als Fitnesstrainer.“ Oft seien diese Bildungsangebote aber nicht einheitlich geregelt und die Qualitätsstandards unterschiedlich.Cämmerer empfiehlt aus diesem Grund jungen Leuten, einen staatlich anerkannten Abschluss anzustreben. „Schulabgänger können zum Beispiel Sport- und Fitnesskaufleute werden.“ Wobei die Kaufleute eher betriebswirtschaftliche und administrative Aufgaben erledigen. Eine andere Möglichkeit ist etwa ein Studium der Sportwissenschaft.

Auch eine Vorbildung im Gesundheitsbereich ist eine gute Ausgangsvoraussetzung: „Mit einer Ausbildung zum Kranken- und Gesundheitspfleger oder zum Physiotherapeuten und entsprechenden Weiterbildungen kann man in der Wellness- und Fitnessbranche gut Fuß fassen.“ Betätigungsfelder sieht Cämmerer in sowohl in Fitnessklubs, Hotels, Ferienanlagen und auf Kreuzfahrtschiffen, aber auch in Gesundheitseinrichtungen wie Kliniken.

Trainer in jedem Alter gesucht

„Vor der Berufswahl sollten Schulabgänger allerdings überlegen, ob sie wirklich langfristig im Fitnessbereich arbeiten wollen. Schließlich nehmen mit fortschreitendem Alter auch die Gesundheitsbeschwerden zu, die so sportlichen Berufstätigkeit im Wege stehen können“, betont Cämmerer. Bei selbstständigen Trainern sieht sie zudem das Problem, dass es längere Zeit dauere, bis sie sich etabliert haben und von ihrer Tätigkeit leben können.

Um die Zukunft macht sich Kademci keine Sorgen. „Die Fitnessbranche boomt. Außerdem werden unsere Kunden immer älter und wünschen sich Trainer in ihrem Alter. Denn wer will schon mit 60 Jahren von einem 20-Jährigen betreut werden.“ Besonders wichtig sei es aber, sich weiterzubilden und auf dem Laufenden zu bleiben, was aktuelle Trends angeht.

Gesuchte Eigenschaften: Offenheit und Sympathie

Cornelius Riehm, Geschäftsführer des Vabali Spa in Tiergarten, ist überzeugt, dass die Fitness- und Wellnessbranche nicht nur junge Arbeitskräfte braucht. „Wichtiger als ein durchtrainierter Körper ist, dass unsere Mitarbeiter offen und sympathisch sind.“ Auf den Body-Mass-Index komme es nicht an, entscheidend sei ein Verständnis für das Thema Gesundheit.  „Der Altersdurchschnitt unserer Gäste liegt bei 44 Jahren.“ Deshalb achtet das Unternehmen bei seinen Beschäftigten auf einen guten Altersmix. Damit bildet es auch die Altersstruktur seiner Gäste ab.

„Immer mehr wird den Menschen heute bewusst, dass sie in ihre Gesundheit Geld investieren müssen“, betont Riehm. Und das beschere der Branche Wachstum. „Außerdem bieten wir unseren Gästen Urlaubserlebnisse im Alltag an.“ Und das werde ebenfalls zunehmend gewünscht.

Akademisierung im Fitnessbereich

Auch Marius Huber, Director Human Resources bei Fitness First, sieht für Berufstätige in der Fitnessbranche gute Beschäftigungschancen: „Wir sind in einem Zukunftsmarkt tätig. Denn Themen wie Bewegung, Ernährung und Gesundheit werden in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger.“ Gleichzeitig erlebt Huber eine Akademisierung des Personals: „Unsere Führungskräfte in den Clubs haben in der Regel ein sportwissenschaftliches Hochschulstudium. Für unsere Nachwuchskräfte bieten wir zudem duale Studiengänge wie etwa den Bachelor-Studiengang Fitnessökonomie oder Fitnesstraining an.“ Bei Fitness First sind aber auch Nicht-Akademiker wie Sport- und Gymnastiklehrer oder Physiotherapeuten tätig.

Riehm sieht für ganz unterschiedliche Berufsgruppen Beschäftigungsmöglichkeiten: „Bei uns arbeiten auch Hotelfachleute, Finanzbuchhalter, Köche und Masseure. Viele haben eine private Ausbildung beim ‚Deutschen Saunabund‘ gemacht oder klassisch in der Hotellerie und Gastronomie gelernt.“ Der Geschäftsführer vom Vabali Spa empfiehlt allen, die Interesse an der Branche haben: „Am Besten ist es, mit Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und sie nach ihrem Werdegang zu fragen.“ So erfahren Interessierte nicht nur, welche verschiedenen Aus- und Weiterbildungen es gibt, sondern sie bekommen auch praktische Tipps.

Quereinsteiger haben Chancen

„Was zählt, ist der Spaß am Sport, aber auch die Freude daran, eine Dienstleistung für unsere Kunden zu erbringen. Freundlichkeit und soziale Kompetenzen sind entscheidend“, betont Huber. Perspektiven macht der HR-Direktor deshalb nicht nur für Nachwuchskräfte aus, sondern auch für Quereinsteiger in den mittleren Jahren. „Wir beschäftigen auch Mitarbeiter, die 15 oder 20 Jahre in einem anderen Beruf gearbeitet haben und dann etwas anders machen wollten.“ Solche Trainer bekommen bei der Fitness-Club-Kette durchaus eine Chance. Voraussetzung ist eine Trainer-Lizenz und die Lust, sich weiterzubilden. „Mitunter starten Quereinsteiger noch einmal richtig durch und absolvieren ein berufsbegleitendes Studium.“

Die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) mit ihrer Zentrale in Saarbrücken bildet zum Beispiel Fach- und Führungskräfte für die Fitness- und Gesundheitsbranche aus. „Alle unsere dualen Bachelor-Studiengänge verbinden eine betriebliche Ausbildung mit kompakten Präsenzphasen an einem unserer bundesweiten Studienzentren“, berichtet Prof. Dr. Andreas Strack, Prorektor Lehre und Studium der DHfPG.  „Die Ausbildung findet im Unternehmen vor Ort statt, die Lehrinhalte vermitteln wir zum Beispiel in Berlin.“ Während das Bachelorstudium nur Vollzeit möglich ist, können die Master-Studiengänge der Hochschule auch berufsbegleitend absolviert werden.

Duale Studiengänge im Bereich Prävention und Gesundheit

Die Studiengänge haben verschiedene Ausrichtungen wie Fitnessökonomie, Gesundheitsmanagement, Fitnesstraining oder Ernährungsberatung. Strack: „In der Fitnessökonomie spielt die Betriebswirtschaft eine zentrale Rolle, im Studiengang Fitnesstraining dagegen stehen die Trainingswissenschaften im Zentrum.“ Doch auch in einem betriebswirtschaftlich ausgerichteten Studium gehören die Trainingswissenschaften zu den Lehrinhalten.

Tipps auf einen Blick:

  • Für Schulabgänger macht es Sinn, eine duale Ausbildung  zu absolvieren und  zum Beispiel Sport- und Fitnesskaufleute zu werden.
  • Im Sportbereich geht es nicht allein darum, selbst sehr sportlich zu sein.  Trainer sollten Wissen vermitteln können und offen für Menschen sein.
  • Wer Führungskraft werden will, sollte ein sportwissenschaftliches Hochschulstudium absolvieren. Auch duale Studiengänge bieten sich an.
  • Die Branche sucht auch Fachkräfte aus anderen Branchen wie Hotelfachleute, Finanzbuchhalter, Köche oder Masseure.
  • Auch wer 15 oder 20 Jahre in einem anderen Beruf gearbeitet hat, bekommt in der Branche noch eine Chance, wenn er eine Trainer-Lizenz mitbringt und Lust hat, sich weiterzubilden.

Fragen an Sie:

Ich freue mich, dass Sie diesen Artikel gelesen haben! Jetzt möchte ich Ihnen ein paar Fragen stellen:

  • Wollen Sie in der Fitness- und Wellness-Branche arbeiten? Arbeiten Sie schon dort?
  • Welche Erfahrungen haben Sie beim Berufseinstieg gemacht?
  • Welche Tipps würden Sie Anderen geben?
  • Gefällt Ihnen der Artikel? Ist er hilfreich? Dann würde ich mich über einen Like auf meiner Facebookseite freuen!

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Meine Linkempfehlungen:

(Hauptartikel veröffentlicht in der Berliner Zeitung, November 2015)

(Copyright 2015 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.

4 Kommentare

  1. Möchte mich gerne informieren ob es eine Schungsmöglichkeit von Heierziehungspflegehelferin auf Welnessbetreuerin und Masseurin geben kann -wenn ja wie und was man da anschließend verdient. Bin 26 Jahre im Pflegebetreuerischen Beruf

    1. Hallo Andrea Regner, vielen Dank für Ihren Kommentar. In Sachen Umschulung sind sicher die jeweiligen Bildungsinstitutionen die richtigen Ansprechpartner für Ihre Frage. Wenn Sie persönliche Kontakte zu Masseuren haben, sollten Sie diese nach Verdienst und beruflicher Perspektive fragen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

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