Business-Knigge: Welcher Händedruck-Typ sind Sie?

Der Händedruck: Ein klassisches Begrüßungsritual … zumindest in der westlichen Welt. Die Geste sagt oft mehr als viele Worte. Benimm-Trainerin Marlies Smits aus dem norddeutschen Großhanddorf erklärt, wie sie zu deuten ist.

Was ein Händedruck bedeuten kann.
Was ein Händedruck bedeuten kann.

Für wen dieser Artikel besonders interessant ist:

  • Auszubildende, Berufseinsteiger und Berufserfahrene.

Der Quetscher:

Manche Berufstätige lieben es, mit großem Kraftaufwand die Hand des Anderen zu drücken. Das kann soweit gehen, dass dieser am liebsten einen Aufschrei des Entsetzens loswerden möchte. Gerade für jene, die Ringe tragen, kann ein allzu fester Handschlag schnell zum schmerzhaften Erlebnis werden. “Der Quetscher demonstriert seine Macht”, betont Smits. “Er signalisiert: Ich bin ein handfester Typ und kein Weichei.” So ist also das Quetschen ein Statement, das von großem Selbstbewusstsein zeugt … oft auf Kosten des Begrüßten. “Wer so handelt, dem fehlt das Gespür für seine Umgebung.”

Es gibt allerdings eine Ausnahme: Wenn der Begrüßende die Hand seiner Kontaktperson nur halb zu fassen bekommt, kann schon aus einem normalen festen Händedruck eine unangenehme Erfahrung werden. In diesem Fall ist der “Quetscher” unschuldig. Smits’ Tipp: Wer die Hand seines Gegenübers nicht richtig greift, sollte lieber nachfassen. Vielleicht mit einem freundlichen und launigen Kommentar wie “Jetzt noch einmal richtig!”

Der Schulterklopfer:

Noch dominanter als der Quetscher ist der Schulterklopfer. Denn wer seinen Zeitgenossen die Hand auf die Schulter oder den Arm legt, demonstriert noch deutlicher seine Macht. Er zeigt, dass er das Sagen hat und im Status über dem Anderen steht. “Viele ranghohe Politiker reagieren auf diese Geste ihrerseits mit einem Schulterklopfen. So neutralisieren sie den Machtanspruch des Anderen”, erklärt Smits. Wer sich also nicht dominieren lassen will, sollte es so wie die Politiker machen und die Geste erwidern!

Der Schüttler:

Der Schüttler praktiziert einen ungewöhnlich langen Handschlag. Damit das nicht so auffällt, wird die Hand der Kontaktperson die ganze Zeit geschüttelt. Meist wird dieses “Händeschütteln” noch von einem Wortschwall begleitet. Im Gegensatz zum Quetscher ist diese Form des Händeschüttelns kein Ausdruck eines Dominanz- und Machtverhaltens. Ganz im Gegenteil: Wer Hände schüttelt will eine gleichberechtigte Beziehung. Smits: “Es handelt sich hier in der Regel um einen fröhlichen und kommunikativen Menschen, der mit seinem Händedruck Sympathien erwerben will.” Doch kommt auch dieser Arbeitnehmer bei seinen Kollegen oft nicht so gut an. “Viele empfinden den überlangen Händedruck als übergriffig, weil das Bedürfnis nach Distanz verletzt wird.” Smits’ Tipp: Schütteln Sie nie länger als drei Sekunden die Hand Ihres Gegenübers!

Der tote Fisch:

Dieser Händedruck ist das Gegenteil einer dominanten Begrüßungsgeste: Er wirkt passiv und leblos. Dies wird im Businessalltag fast genauso negativ empfunden wie ein zu machtvolles Auftreten. Schließlich wirkt so ein Handschlag weder tatkräftig noch engagiert. “Wer einen zu schlaffen Händedruck hat, dem wird Desinteresse und mangelndes Selbstbewusstsein unterstellt”, erklärt Smits. Doch Vorsicht: Kommt ein Geschäftspartner aus einem anderen Kulturraum wie zum Beispiel Ostasien, sollten seine Gesprächspartner keine falschen Schlüsse ziehen. Da dort der Handschlag unüblich ist, wird er sanfter ausfallen als unter Europäern.

Der optimale Handschlag:

Er ist trocken, kräftig, kurz und ohne ausdauerndes Schütteln. Der Begrüßte fühlt sich dabei einfach wohl. Deshalb gehören auch der Blickkontakt und ein freundliches Lächeln dazu. Der Händedruck sollte die Begegnung auf Augenhöhe unterstreichen. Er darf keine Geste der Dominanz oder Unterwerfung sein. Smits: “Das richtige Maß und ein Gespür für die Bedürfnisse des Anderen sind Grundvoraussetzungen, um gleich bei der Begrüßung einen positiven Eindruck zu hinterlassen!”

(Veröffentlicht bei GMX.de, Februar 2012)
(Copyright 2012 by Anja Schreiber)

Anja Schreiber
Anja Schreiber arbeitet seit vielen Jahren als freie Fachjournalistin zu den Themen Bildung, Studium und Beruf. Sie schreibt unter anderem für die Berliner Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Süddeutsche Zeitung, aber auch für Hochschulmagazine, Onlinemedien und eine wissenschaftliche Publikation. Außerdem bloggt sie regelmäßig.